Handchir Mikrochir Plast Chir 2009; 41(3): 186-187
DOI: 10.1055/s-0029-1225335
Mitteilungen der DGH

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen der DGH

Announcement of the DGH
Further Information

Publication History

Publication Date:
16 June 2009 (online)

Europäische Hand Trauma Center der FESSH

Nach nun mehr vier Jahren haben die Bemühungen der FESSH (Federation of the European Societies for Surgery of the Hand) in der Validierung von insgesamt knapp 50 Hand Trauma Center in Europa ihr erstes Ziel erreicht. Am Anfang stand eine Umfrage bei allen Mitgliedsgesellschaften der FESSH im Jahr 2006 zur Struktur und zum Umfang der handchirurgischen Traumaversorgung in Europa. In Deutschland wurden insgesamt 75 handchirurgische Abteilungen und Kliniken um ihre Mitarbeit gebeten. Nach wiederholter Aufforderung lagen zuletzt die Daten von 33 deutschen Zentren vor, die die Eingangsvoraussetzungen für die Teilnahme erfüllten. In allen Mitgliedsgesellschaften der FESSH gemeinsam wurden die Daten von 334 Zentren zur Verfügung gestellt. Hierzu gehörten auch die Erfassung der Qualifizierung von 1 844 Handchirurgen und 20 363 handchirurgische Traumafälle, die in den Zentren im Januar 2006 operiert wurden. Bei der Auswertung der europaweit erhobenen Daten wurden die erheblichen Unterschiede in Ausbildung, fachlicher Anbindung und Struktur sowie Verfügbarkeit in der europäischen Handchirurgie überdeutlich. Handchirurgie ist lediglich in zwei Ländern, in Frankreich und Schweden, eine eigenständige Fachdisziplin. Nur 36% der erfassten Handchirurgen hatten eine einsprechende handchirurgische strukturierte Ausbildung bzw. Anerkennung und 25% eine mikrochirurgische Zertifizierung. Die Umfrage offenbarte erhebliche Defizite in der Definition von Hand Trauma und entsprechender Versorgung. Daher erfolgte 2006 die Einrichtung der Hand Trauma Commission der FESSH mit dem Ziel, Akkreditierungsrichtlinien der FESSH für Hand Trauma Center zu entwickeln. Diese Kommission gehören Thierry Dubert (Frankreich), Bruno Battiston (Italien), Jo Baeten (Belgien), Esther Vögelin (Schweiz), Hans Eric Rosberg (Schweden) und Richarda Böttcher (Deutschland) an. Hier wurden die bekannten Akkreditierungsrichtlinien entwickelt (siehe Kasten), deren Verabschiedung durch die FESSH-Delegiertenversammlung 2007 erfolgte.

In enger Zusammenarbeit mit Asszisztencia, dem in Ungarn ansässigen Sekretariat der FESSH, wurde dann eine Internetplattform aufgebaut, in der durch die jeweiligen Zentren selbst die Dateneingabe für eine Anerkennung als Hand Trauma Center der FESSH über einen, dem jeweiligen Zentrum zugeteilten, Code (=Web-Adresse) erfolgen kann. Die Datenbasis hierfür bildeten alle Zentren, die an der Umfrage 2006 teilgenommen hatten und die Eingangsvoraussetzungen erfüllten. Daher wurde 33 deutschen Zentren die Teilnahme primär eingeräumt, zwei weitere Abteilungen kamen durch entsprechende Anfragen dazu. Mittlerweile haben 19 Abteilungen in Deutschland die Möglichkeit genutzt, durch entsprechende Dateneingabe ihr Interesse an einer Anerkennung als FESSH -Hand Trauma Center zu bekunden. Einige erfüllen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht alle Voraussetzungen, sodass die abschließende Validierung als Hand Trauma Center der FESSH in diesem Jahr für 8 deutsche und insgesamt 58 europäische Abteilungen und Kliniken ausgesprochen werden konnte. Dies erfolgte im Rahmen des diesjährigen FESSH -Kongresses in Poznan/Polen. Den anerkannten Zentren wurde eine entsprechende Urkunde mit einer Geltungsdauer über drei Jahre verliehen. Die acht nun anerkannten deutschen Hand Trauma Center befinden sich in Hamburg, Bremen, Berlin, Bonn, Duisburg, Bad Neustadt, Nürnberg und München. Vertreten sind bisher zwei berufsgenossenschaftliche Kliniken und eine Universitätsklinik. Für 2010 ist die Akkreditierung von weiteren fünf bis sieben deutschen Zentren zu erwarten, da wahrscheinlich die Voraussetzungen entsprechend den Richtlinien noch 2009 erreicht werden können.

Allen interessierten Zentren kann nur empfohlen werden, ihre Daten anhand der ihnen mitgeteilten Webadressen zu überprüfen und zu vervollständigen. Außerdem sollten sie Kontakt zu den HTC-Delegierten der DGH, also zu Herrn Dr. Richter oder Frau Dr. Böttcher aufnehmen. Zentren, für die aufgrund der mittlerweile eventuell überholten Datenbasis noch kein Webformular erstellt wurde, können sich ebenfalls bei Interesse melden. Zuvor sollte allerdings überprüft werden, ob die im Kasten genannten Voraussetzungen auch wirklich erfüllt werden. Anzumerken ist noch folgendes: Für die Richtigkeit der Daten tragen die Zentren selbst die Verantwortung. Überprüfbare Daten, wie z. B. die DGH - Mitgliedschaft der Handchirurgen oder die 24 h-Bereitschaft, werden allerdings von den nationalen Delegierten überprüft.

Nach dem FESSH -Kongress in Poznan/Polen und der Anerkennung der Hand Trauma Center ist nun vorgesehen, auf der FESSH -Website eine Europakarte mit den eingetragenen anerkannten Zentren zu veröffentlichen. Dies ist ein weiterer wesentlicher Schritt auf dem Weg, Handchirurgie als gemeinsame Aufgabe weiter zu entwickeln und im Rahmen des europäischen Einigungsprozesses als wesentliches und eigenständiges Fachgebiet zu etablieren.

Richarda Böttcher

(HTC-Delegierte und Pressereferentin der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie)

Korrespondenzadresse

Dr. Richarda Böttcher

Unfallk0rankenhaus Berlin

Warener Straße 7

12683 Berlin

Email: richarda.boettcher@ukb.de

    >