Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35(3): 131-137
DOI: 10.1055/s-0029-1223524
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ambulante Diät- und Ernährungsberatung in Deutschland – eine Bestandsaufnahme

Status Quo of Consulting in Nutrition and Dietetics in GermanyD.  Buchholz1 , J.  G.  Wechsler2 , B.  Babitsch1
  • 1Berlin School of Public Health an der Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • 2Krankenhaus Barmherzige Brüder München, Abteilung Innere Medizin
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Publication Date:
21 April 2010 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung Die Diät- und Ernährungsberatung in Deutschland unterliegen kaum gesetzlichen Reglungen. Jeder kann Diät- und Ernährungsberatung anbieten und durchführen und darf sich Ernährungsberater nennen. Regelungen existieren nur für die Kostenerstattung durch die Krankenkassen im Bereich der Ernährungsprävention. Die finanzielle Bezuschussung der Diättherapie durch die Krankenkassen ist aber eine Kann-Leistung. Material und Methodik Im Rahmen einer Befragung mittels Fragebogen bei selbstständig tätigen Ernährungsberatern (n = 65) wurden repräsentative Daten für Deutschland erhoben, mit dem Ziel die Qualität des Leistungsanbieters (Ernährungsberaters), Leistungsempfängers (Patient / Kunde) und die Beratungen hinsichtlich der beratenen Indikation und Beratungshäufigkeit zu beschreiben. Systematisch erhobene Daten lagen hierfür kaum vor. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen ein weites Spektrum der beratenen Indikationen in Form von Einzel- und Gruppenberatungen. Die selbstständigen Ernährungsberater zeigten eine hohe Bereitschaft sich weiterzubilden und erfüllen weitestgehend die allgemeinen Qualitätsrichtlinien für die Weiterbildung nach Leitfaden Prävention § 20 Sozialgesetzbuch V (SGB V). Die beratenden Personen waren überwiegend weiblich (73,5 %) und in der Altersklasse der 30- bis 50-Jährigen (39,9 %) zu finden. Schlussfolgerung Bei der Situation der ambulanten Diät- und Ernährungsberatung besteht noch Verbesserungspotenzial.

Abstract

Background In Germany counselling in nutrition and dietetics is only partially regulated by law. Every person is allowed to offer and perform consultations in nutrition and dietetics and everyone can call themselves nutrition counsellor (Ernaehrungsberater). Legal regulations exist only in relation to the refund of expenses under the statutory health insurance (SHI) (Krankenkasse) regarding the participation in courses and in preventative nutrition. Refunds for counselling for special diets are not regulated and depend on the SHI. Data showing the quality of the consultants is very poor. Furthermore in Germany there are no data as to who avails of counselling in nutrition and dietetics and about the types of indications for which counselling is performed. Material and Methods A questionnaire was mailed to a random sample of freelance nutrition counsellors (N = 65, e. g. dietitians). Results The results show that the field of indications treated by freelancers individually or in groups is very comprehensive. Nearly all of the nutrition counsellors meet recommended guideline for further education according to Guideline Prevention § 20, Book V of the German Social Code. The majority of patients and clients availing of consultations were female (73.5 %) and in the age group between 30–50 years (39.9 %). Conclusion In Germany counselling in nutrition and dietetics still has potentiality for improvement.

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1 Für den Begriff des Heilberufs werden synonym u. a. auch die Begriffe Gesundheitsfachberuf und Medizinalfachberuf verwendet.

2 Signifikanzniveaus: p > 0,05 =  nicht signifikant, p ≤ 0,05 = schwach signifikant, p ≤ 0,01 signifikant, p ≤ 0,001 hoch signifikant.

Daniel Buchholz, MPH

Diätassistent DKL / DGE, Dipl.-Oecotrophologe (FH), Berlin School of Public Health an der Charité – Universitätsmedizin Berlin

Oudenarder Straße 16

13347 Berlin

Email: daniel.buchholz@charite.de

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