ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2009; 118(3): 65
DOI: 10.1055/s-0029-1216331
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aus Alt mach Neu

Cornelia Gins
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Publication Date:
17 March 2009 (online)

Haben Sie es heute schon gelesen oder gehört? Nun das Wort, das in diesen Tagen noch bekannter ist als der berühmte bunte Hund. Richtig! Die Abwrackprämie. Sie ist der große Hoffnungsträger für die dahin dümpelnde Wirtschaft. Fast in jedem kommerziellen Bereich hat sie inzwischen Fuß gefasst. Keine Post im Briefkasten, die nicht zum Abwracken eines wie auch immer gearteten Gegenstandes animiert. Ursprünglich gedacht für die marode Automobilindustrie, ist sie inzwischen zum Synonym für „Aus Alt mach Neu” geworden. Ob Bekleidung, Brillen, Zähne – alles kann versilbert werden, wenn man es nur lang genug in seinem Besitz hatte. Würde der Erfinder dieser Wortschöpfung Geld bekommen, er hätte ausgesorgt.

Auch wenn dieser Begriff geradezu scheußlich ist (er hat so etwas Destruktives), birgt er in der Tat ein großes wirtschaftliches Potenzial. Industrie und Handel haben plötzlich eine hervorragende Argumentationshilfe an die Hand bekommen, um den Kunden zum Kauf zu animieren. Früher gab es Rabattmarken oder Prozente, jetzt heißt es Prämie. Und nichts ist so attraktiv für den Kunden wie ein Schnäppchen.

In wenigen Tagen beginnt die weltgrößte Dentalmesse in Köln. Auf hohem Niveau wurde schon immer geklagt, doch noch in keinem Jahr stand sie unter so ungünstigen weltwirtschaftlichen Sternen wie in diesem. Vor allem im High–Tech–Bereich werden sicher viele interessante Neuerungen zu besichtigen sein sowie optimierte Materialien und Werkstoffe für die Zahnerhaltung, die Prothetik und Implantologie und viel Equipment, das die Arbeitsabläufe sicherer, bequemer macht und auch verkürzen wird. Aber wie an den Kunden bringen? Sie vermuten meinen Gedankengang richtig: die Abwrackprämie. Ich bin sehr gespannt, ob auch die Dentalindustrie den Trend nutzen wird. Ich bin ziemlich sicher, dass sie es tut. Warum auch nicht? Es können alle nur davon profitieren: Zahnarzt, Patient und die Wirtschaft.

So gesehen, steckt in jedem Übel auch immer etwas Kreatives. Politisch ist die Prämie nicht ganz unumstritten, da nicht auszuschließen ist, dass ohnehin geplante Käufe nur vorgezogen werden. Aber wer weiß das schon so genau. Ohne dieses Unwort (vielleicht wird es das ja zum Ende des Jahres) Abwrackprämie, wären die Chancen noch geringer, vielleicht doch mit einigermaßen heiler Haut aus diesem Wirtschaftloch herauszukommen. Es ist ein positives Signal. Schließlich ist es egal, welchen Namen das Kind hat. Hauptsache es wirkt. Ich wünsche einen erfolgreichen Besuch der Messe.


Cornelia Gins

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