Klinische Neurophysiologie 2009; 40(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-0029-1202845
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

40 Jahre Klinische Neurophysiologie

40 Years “Klinische Neurophysiologie”R. Dengler
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Publication History

Publication Date:
18 March 2009 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

die Zeitschrift „Klinische Neurophysiologie” wird 2009 40 Jahre. Dabei ist sie jünger und kräftiger denn je.

Die „Klinische Neurophysiologie” wurde 1969 unter dem Namen „EEG-EMG Zeitschrift für Elektroenzephalografie, Elektromyografie und verwandte Gebiete” gegründet. Als Gründungsherausgeber finden sich die illustren Namen von H. Caspers (Münster), R. Hess (Zürich), S. Kubicki (Berlin), J. Kugler (München), H. Petsche (Wien) und A. Struppler (München), von denen jeder für einen wichtigen Bereich der aufstrebenden und durch die Integration der Medizinelektronik förmlich explodierenden klinischen Neurophysiologie stand. Später wurde das Herausgebergremium noch um die Herren E.-J. Speckmann (Münster) und H.-G. Wieser (Zürich) ergänzt. Schriftleiter war zunächst S. Kubicki (Berlin) allein, im Laufe der Jahre kamen dann K. Lowitzsch (Ludwigshafen) und E. Rumpl (Klagenfurt) hinzu.

Ziel war es, ein deutschsprachiges Medium zu schaffen zur Informationsvermittlung über die wissenschaftlichen Fortschritte, zum klinischen Meinungsaustausch und zur gebietsbezogenen Fortbildung. Dies war dringend wünschenswert, da englischsprachige Artikel nicht oder nur verzögert gelesen wurden und da die einschlägigen deutschsprachigen Artikel über verschiedene Journale verstreut waren. Ferner sollten die Abstrakte der Jahrestagungen der damaligen „Deutschen EEG-Gesellschaft” rasch publiziert werden.

Dem Gründungsteam ist es gelungen, eine international beachtete neurophysiologische Zeitschrift auf den Weg zu bringen und in der deutschsprachigen Neuroszene fest zu etablieren. Darüber hinaus hatte das Journal von Anfang an eine große Leserschaft im europäischen Bereich, auch in Osteuropa, und ihre Artikel wurden entsprechend zitiert. Sie wurde auch das offizielle Organ der Deutschen EEG-Gesellschaft (heute Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie, DGKN) und ist das bis heute geblieben.

Im Dezember 1997 ging eine Ära zu Ende. Die Zeitschrift änderte ihren Namen in „Klinische Neurophysiologie – Zeitschrift für Funktionsdiagnostik des Nervensystems”. M. Stöhr (Augsburg) übernahm die Schriftleitung. Neu ins Herausgebergremium kamen R. Dengler (Hannover), H.-J. Heinze (Magdeburg), P. Rappelsberger (Wien) und E.-B. Ringelstein (Münster). Die alten Herausgeber schieden aus, nur E.-J. Speckmann und H.-G. Wieser blieben an Bord. Die Namensänderung war der Entwicklung der modernen klinischen Neurophysiologie geschuldet und signalisierte, dass zukünftig gezielt auch Physiologie der Motorik, Elektrookulografie, Funktionsdiagnostik des autonomen Nervensystems, kognitive Neurophysiologie und Schlafmedizin integriert werden sollten. Ferner wurde die Dopplersonografie als Teil der neurologischen Funktionsdiagnostik miteinbezogen. Diese Überlegungen wurden in der Folge konsequent umgesetzt und fanden ihren Niederschlag vor allem in Form von Themenheften.

M. Stöhr gab 2004 die Aufgabe des Schriftleiters aus Altersgründen an R. Dengler ab und hinterließ das Journal in einem hervorragenden Zustand. Aus dem Herausgebergremium schieden E.-J. Speckmann, H.-G. Wieser und P. Rappelsberger aus, neu hinzu kamen D. Claus (Darmstadt), A. Ebner (Bielefeld) und H. Hinrichs (Magdeburg). Dieses Team ist bis heute aktiv. Das Journal ist weiterhin Organ der DGKN und auch der Österreichischen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie.

In der 40-jährigen Geschichte der „Klinischen Neurophysiologie” gab es immer wieder Diskussionen, ob ein solches deutschsprachiges Journal noch zeitgemäß und notwendig ist. Die Debatten haben stets ergeben, dass eine eigenständige Weiterführung gewünscht wird. Dies erfordert jedoch kontinuierliche Anpassung an die wissenschaftliche und klinische Entwicklung und an den veränderten Bedarf der Leserschaft. Zum einen geht es hier um thematische Erweiterung. Zur Funktionsdiagnostik des Nervensystems gehören inzwischen auch moderne Bildgebungsverfahren. Die Dopplersonografie war bereits in das Themenspektrum integriert, die funktionelle und zum Teil auch strukturelle Kernspintomografie kommen als weitere Bereicherung hinzu. Zum anderen ist der Bedarf an qualitativer Fortbildung gestiegen und steht gleichwertig neben den wissenschaftlichen Interessen des Journals. Als Konsequenz wurden die CME-Artikel und die Rubriken „Der besondere Fall” und „Das besondere Bild” etabliert. Auch die regelmäßigen Themenhefte wurden beibehalten.

2007 wurde von der Mitgliederversammlung der DGKN beschlossen, den Bezug der „Klinischen Neurophysiologie” mit der Mitgliedschaft zu verknüpfen. Dies wurde 2008 umgesetzt mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Abonnenten auf über 3 500 anstieg und der Abopreis für die DGKN-Mitglieder erheblich reduziert werden konnte. Aus dieser Neuerung resultiert für die Herausgeber in noch stärkerem Maße die Verpflichtung, die Bedürfnisse der Leserschaft zu erkennen und zu erfüllen. Die wichtigsten diesbezüglichen Veränderungen wurden oben bereits skizziert. Verbesserungen sind jedoch ständig möglich und die Herausgeber sind an entsprechenden Kommentaren und Anregungen der Leser wie auch an Beiträgen zum Heft, insbesondere auch an Vorschlägen zu den Rubriken bzw. zu Themenheften, sehr interessiert. Dem Verlag sind sie für die kontinuierliche Unterstützung dankbar und für die Bereitschaft, die Ausstattung der Hefte auf modernstem Stand zu halten.

Die „Klinische Neurophysiologie” kann mit Stolz auf Ihre ersten 40 Jahre zurückblicken und gleichzeitig optimistisch in die nächsten 10 Jahre gehen. Die Herausgeber vertrauen darauf, dass die Leser ihr die Treue halten und werden alles tun, um das Vertrauen zu rechtfertigen und die Qualität des Journals hochzuhalten.

Hannover, im Januar 2009   Reinhard Dengler, Schriftleiter

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. R. Dengler

Neurologische Klinik der MHH

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover

Email: Dengler.Reinhard@mh-hannover.de

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