Zeitschrift für Komplementärmedizin 2009; 1(3): 1
DOI: 10.1055/s-0029-1185671
zkm | Editorial

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Anders essen und mehr bewegen

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Publication Date:
26 June 2009 (online)

Der Begriff „metabolisches Syndrom“ fasst eine Kaskade von Gesundheitsstörungen zusammen, die meist durch eine Adipositas ausgelöst wird, gefolgt von Hyper- bzw. Dyslipoproteinämie, Diabetes mellitus und arterieller Hypertonie.

Die primären Ursachen für die Entstehung dieses Krankheitskomplexes sind falsche Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel; von einer genetischen Disposition sind nur relativ wenige Menschen betroffen. Die Vermeidung oder Reduzierung einer Adipositas ist denkbar einfach, aber für die meisten Menschen in ihrer Alltagssituation offensichtlich nur schwer zu erreichen. Die bewegungsarmen Wohlstandsbürger sind weltweit zunehmend übergewichtig, auch bei Kindern nimmt Übergewicht erschreckend rapide zu. Da Adipositas erhebliche finanzielle und psychosoziale Folgen hat, besteht dringender Handlungsbedarf.

Adipositas kann durch eine Modifikation der Ernährungsgewohnheiten vermieden oder reduziert und damit das metabolische Syndrom unterbunden werden. Inzwischen gibt es Tausende von Vorschlägen und Diäten zur Lösung dieses Problems, die aber bisher keinen erkennbaren Erfolg brachten.

Eine bewährte Maßnahme, um neue Ernährungsgewohnheiten einzuleiten, besteht im Fasten. Diese preisgünstige Methode kann zu positiven Veränderungen im gesamten Lebensstil führen, auch bei schwer zu behandelnden Essstörungen. Rainer Schubmann zeigt, wie ausgebildete Fastenleiter diese ganzheitliche Methode erfolgreich einsetzen können.

Die ordnungstherapeutischen Gesichtspunkte und therapeutischen Strategien der sog. Mind-Body-Medizin beschreibt Nils Altner in seinem Artikel über das Konzept der Achtsamkeit.

Traditionelle Chinesische Ernährung zur Reduktion der Adipositas hat bei uns noch keine Verbreitung gefunden. Uwe Siedentopp gibt konkrete Praxistipps, wie sie flexibel und undogmatisch in unsere mitteleuropäische Ernährung integriert werden kann.

Auch die inzwischen recht bekannte Hay'sche Trennkost eignet sich zur erfolgreichen Körpergewichtsreduktion. Detlev Pape beschreibt die von ihm entdeckte Verstärkung ihrer Wirkung durch eine kohlenhydratarme Ernährung am Abend. Das Prinzip „Schlank im Schlaf“ kann er nachvollziehbar wissenschaftlich erklären.

Die zweite Maßnahme im Kampf gegen Adipositas und metabolisches Syndrom besteht in körperlicher Bewegung. Diese kann je nach Vorlieben, Gelegenheiten und zur Verfügung stehender Freizeit in vielen Varianten ausgeübt werden. Dabei sind auch Aktivitäten im täglichen Leben sowie gezieltes Krafttraining bedeutsam. Neben der Erhaltung oder Reduzierung des Köpergewichts wirkt sich körperliche Aktivität auch günstig auf Verdauung, Stoffwechsel und Kreislauf aus. Im Beitrag von Peter Gründling wird Nordic Walking als Beispiel eines idealen Ganzkörpertrainings für jede Altersgruppe dargestellt.

Zusammenfassend ist die altbewährte Erkenntnis immer noch aktuell: Vollwertige Ernährung und umfangreiche körperliche Aktivität können den weitaus größten Teil der Adipositas und damit des metabolischen Syndroms verhindern. Dieses kostenfreie Potenzial sollte von uns allen täglich genutzt werden. Wenn eine frühzeitige Intervention durch Bildung versäumt wird, kommt uns das später teuer zu stehen.


Prof. Dr. Claus Leitzmann, Gießen

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