Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(45): 1875-1877
DOI: 10.1055/s-0028-1165732
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Wechselbeziehungen zwischen der Schilddrüse und den blutbildenden Organen

I. Moldawsky
  • Aus der I. Medizinischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses am Urban (Direktor: Prof. H. Zondek) und der Hämatologischen Abteilung des Krebsinstitutes der Charité (Leiter: Prof. H. Hirschfeld) in Berlin
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Publication Date:
18 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Jede Erhöhung der Funktion der Schilddrüse hat eine Steigerung der Tätigkeit des erythropoëtischen Systems des Knochenmarks zur Folge. Diese Reizung ist eine dauernde, und die Intensität des Reizes entspricht nicht immer derjenigen des erhöhten Grundstoffwechsels bei den betreffenden Kranken. Die erhöhte erythropoëtische Funktion geht in solchen Fällen mit einer Herabsetzung der Funktion des myeloiden leukopoëtischen Systems und mit einer Zunahme des Lymphozytengehaltes einher.

Zu den Kardinalsymptomen der Basedowkrankheit muß noch ein weiteres, stets vorhandenes Merkmal hinzugefügt werden: die Reizung der Erythropoëse des Knochenmarks, die sich in der Zunahme der Granulofilozytenäußert.

2. Die Erhöhung der erythropoëtischen Funktion des Knochenmarks, die in der Zunahme der Menge der Granulofilozyten zum Ausdruck kommt, stellt einen biologischen Prozeß dar, der ein ständiges und sicheres Symptom ist und im Zusammenhang mit dem klinischen Bild die Frühdiagnose des Status praebasedowicus ermöglicht.

3. Man darf diesen Schluß einer erhöhten Erythropoëse auf Grund vermehrter Granulofilozyten aber nur dann ziehen, wenn die untersuchten Patienten keine Anämie erheblicheren Grades haben, daß Anämie als solche gleichfalls zur Vermehrung der Granulofilozyten führt.

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