Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(39): 1631-1632
DOI: 10.1055/s-0028-1165635
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Wirkung kleiner Dosen mit Bezugnahme auf das Arndt-Schulzsche Gesetz und die Homöopathie

K. Kötschau
  • Aus der I. Medizinischen Klinik der Charité in Berlin. (Direktor: Geh.-Rat His.)
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Publication Date:
18 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Neben der lähmenden Beeinflussung muß eine direkt erregende Wirkung auf lebendes Gewebe angenommen werden.

2. Es wird an der Hand von Versuchen an Hefe, Blutegelmuskel, Warmblütlerdarm und Blutdruck gezeigt, daß unter gewissen Bedingungen bei allen Versuchsanordnungen bestimmte Kurventypen entstehen, von denen Kurve A als wichtigste den Typ der einphasigen Wirkung (meist Erregung) darstellt. Die Kurve A tritt nur bei bestimmten, meist kleinen Dosen in Erscheinung. Ihre Wirkung entwickelt sich langsam und schwach und klingt ebenso wieder ab ohne depressive Nachphase. Kurve B und C zeigen den bekannten Typ der Doppelphasenwirkung. Die Aufstellung der Kurventypen ist als Arbeitshypothese aufzufassen, die nicht erklären, wohl aber ordnen soll.

3. Das Entstehen der Kurventypen wie aller feineren biologischen Reaktionen ist von gewissen Bedingungen abhängig, die zu übersehen heute noch unmöglich ist. Von 6 aufgezählten Bedingungen wird besonders der im Augenblick des Versuchs vorliegende Funktionszustand herausgehoben. Es wird gezeigt, daß die bislang unbekannte erregende Papaverinwirkung am Darm oder Blutegel besonders dann hervortritt, wenn der Tonus des Präparates vorher etwas herabgesetzt war.

4. Es wird mit Vorbehalt eine Parallele zwischen dieser z. B. tonussteigernden Wirkung eines an sich tonusherabsetzenden Präparates (Papaverin) und der homöopathischen Wirkungsweise gezogen in dem Sinne, daß die Homöopathie im Sinne der Kurve A Wirkungen zeigen könnte.

5. Die Arndt-Schulzsche Regel ist nur noch ein Sonderfall der aufgestellten Wirkungstypenhypothese und daher durch sie als überholt anzusehen.

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