Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(29): 1202-1204
DOI: 10.1055/s-0028-1165444
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Wurmfortsatz und „Streptokokken”

Ein Beitrag zur Pathogenese der AppendizitisKurt Meyer
  • Aus der Bakteriologischen Abteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin
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Publication Date:
18 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird darauf hingewiesen, daß die Angaben über das Vorkommen von Pneumo- und Streptokokken bei der Appendizitis mit der heute herrschenden Lehre von der enterogenen Entstehung der Appendizitis nicht vereinbar erscheinen, da Strepto- und Pneumokokken im Gegensatz zu den scharf von ihnen zu unterscheidenden Enterokokken im Darm nur ausnahmsweise vorkommen und kaum anders als auf hämatogenem Wege zum Wurmfortsatz gelangen können. Aus diesem Grunde wurden in 60 Fällen von Appendizitis die Gram-positiven Kokken zu isolieren gesucht und einer näheren Prüfung unterzogen. Es fanden sich niemals Pneumokokken, einmal ein schnell absterbender und daher nicht näher zu untersuchender Streptococcus haemolyticus, nur 3mal der Streptococcus viridans. Dagegen gelang die Reinzüchtung von Enterokokken in 47 Fällen, und in 11 Fällen waren sie mit Wahrscheinlichkeit in Mischkulturen vorhanden. Die bei der Appendizitis regelmäßig zu findenden Gram - positiven Kokken sind demnach nicht Strepto- oder Pneumokokken, sondern Enterokokken, also normale Darmbewohner. Der bakteriologische Befund spricht somit in keiner Weise gegen die enterogene Entstehung der Appendizitis. Ob den Enterokokken beim Zustandekommen der Appendizitis eine wichtigere Rolle zukommt als anderen Darmbakterien, erscheint fraglich, wie überhaupt die ätiologische Bedeutung des bakteriellen Faktors im Vergleich zu lokalen dispositionellen Momenten schwer abzuschätzen ist.

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