Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(36): 1508-1509
DOI: 10.1055/s-0028-1127264
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Syphilisimmunität und symptomlose syphilitische Superinfektion beim Menschen

R. Prigge - Mitglied des Instituts für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M., E. v. Rutkowski - Assistent an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Kiel
  • Aus dem Staatlichen Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. (Direktor: Geh.-Rat Kolle) und der Psychiatrischen Universitätsklinik in Kiel (Direktor: Prof. Stertz)
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die geschilderten Tatsachen bringen zum erstenmal den durch Feststellung der Spirochaete pallida gesicherten Beweis für das Vorkommen der symptomlosen Superinfektion beim syphilitischen Menschen, und zwar beim Paralytiker, der Spirochäten, welche von der Erstinfektion herrühren, nur im Gehirn beherbergt. Sie zeigen, daß eine Veranlassung nicht vorliegt, für die Immunitätsvorgänge beim Syphilitiker andere Erklärungen heranzuziehen als beim experimentell infizierten Kaninchen. Es sind keine Tatsachen bekannt, die dagegen sprechen, daß auch die Immunität des syphilitischen Menschen nur eine Scheinimmunität ist. Diese wirkt im Falle einer Neuansteckung mit Syphilis als „Schankerimmunität”, die zwar die Entstehung neuer syphilitischer Effloreszenzen verhindert, aber das in den Körper eingebrachte Virus nicht vollständig vernichtet und das Eindringen virulent bleibender Spirochäten in die Lymphdrüsen und von da aus in den übrigen Organismus nicht zu verhüten vermag.

    >