Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(22): 902-905
DOI: 10.1055/s-0028-1126550
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Veränderungen der äußeren und inneren Atmung bei Stenose der oberen Luftwege

O. Bruns
  • Aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik in Königsberg i. Pr.
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Publication Date:
09 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Behinderung der Atmung durch Verengerung der Luftwege und durch Vorschalten eines Totraumes (Gasmaske mit Schutzfilter) führt zu einer deutlichen Veränderung der äußeren und inneren Atmung. Die physiologische Regulation der Atmung wird mit Einsetzen der Stenose durch das Hinzutreten eines besonderen Reflexvorgangs verändert. Der sensible Atemreiz der Stenose führt beim Nervösen, Ungeübten teils zu reflektorischer Atemhemmung, teils zu einer überschießenden motorischen Reaktion, also zu unzweckmäßigen und unökonomischen Atemleistungen.

Durch Uebung läßt sich die überschießende Reaktion ziemlich weitgehend unterdrücken. Beim Stenosegeübten führt das Einsetzen der Verengerung nur noch zu einer relativ geringfügigen, in In- und Exspirium gleichmäßigen Vertiefung der Atmung.

Bestimmungen des respiratorischen Stoffwechsels ergeben, daß in Körperruhe sowohl bei reiner Stenose wie bei Maskenatmung (Stenose plus Totraum) eine Steigerung der Atmung und des O2-Verbrauches gegenüber der unbehinderten Atmung eintritt. Das Luftminutenvolumen ist aber mehr gesteigert als der O2-Verbrauch. Die motorische Reaktion auf den sensiblen Atemreiz der Stenose überschießt also auch bei geübten Stenoseträgern die Grenzen strenger Oekonomie der Atemtätigkeit.

Bei Atmung nur durch das Schutzfilter (reiner Stenosenatmung) und gleichzeitiger Körperarbeit tritt eine Erhöhung der Minutenvolumina und des O2-Verbrauches ein, die größer ist als bei freier Atmung.

Wird durch die vollständige Gasmaske geatmet, kommt also zur Stenose der Maskentotraum noch hinzu, und wird nun eine körperliche Arbeit verrichtet, so kommt es in der Mehrzahl der Fälle zu einer Verminderung des Atemvolumens und der O2-Aufnahme im Vergleich zur Arbeit bei freier Atmung. Durch den Einfluß des extraschädlichen Raumes kommt also ein höheres O2-Defiz zustande als bei der Arbeit mit freier Atmung. (Jede anstrengende Arbeit geht bekanntlich mit einem Defizit der O2-Aufnahme einher.) Der Maskenträger braucht aber bei mittlerer Körperanstrengung kaum länger zum Ausgleich dieses O2-Defizits in der der Arbeit folgenden Erholungsperiode als der Freiatmer und der geübte Stenoseträger.

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