Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(22): 905-908
DOI: 10.1055/s-0028-1125317
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die vegetative Regulation des Blutes

Ferdinand Hoff
  • Aus der Medizinischen Klinik der Universität Erlangen. (Vorstand: Prof. L. R. Müller.)
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Publication Date:
18 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Gleichmäßigkeit des normalen Blutbildes und die Gesetzmäßigkeit krankhafter Blutbildänderungen ist nur durch die Annahme von Regulationseinrichtungen zu erklären. Die Schwankungen des Blutbildes zeigen enge Zusammenhänge mit Schwankungen in vegetativen Regulationsvorgängen. Bei zahlreichen Zuständen (Infektionen, sportlichen Anstrengungen, Schwangerschaft, Prämenstruum, Diabetesazidose) findet sich als gesetzmäßige Reaktion anfänglich Leukozytenvermehrung mit myeloischer Tendenz und Linksverschiebung, abschließend Leukozytenabfall mit lymphatischer Tendenz des Blutbildes. Hierbei sind parallele Schwankungen im Säurebasenhaushalt nachweisbar, und zwar bei myeloischer Tendenz Azidose, bei lymphatischer Tendenz Alkalose. Das gleiche Gesetz der Abhängigkeit des Blutbildes vom Säurebasenhaushalt findet sich im Experiment der Salzsäurevergiftung und Salmiakazidose. Bei Malaria lassen sich parallele kurvenmäßige Schwankungen von Säurebasenhaushalt, Wärmehaushalt und Blutbild nachweisen; bei Tetanie gleichzeitige Schwankungen der Tetaniesymptome, des Säurebasenhaushaltes und des Blutbildes. Die myeloische Tendenz mit Linksverschiebung hat Beziehungen zur Sympathikotonie, die lymphatische Tendenz mit Eosinophilie Beziehungen zur Parasympathikotonie. Experimenteller Sympathikusreiz macht Ausschwemmung von jugendlichen myeloischen Zellen aus dem Knochenmark; experimenteller Vagusreiz führt zu Lymphozytose und Eosinophilie. — Die Blutbildungstätten sind reichlich mit vegetativen Nervenfasern versorgt. — Außer der Abhängigkeit des Blutbildes von vegetativen Regulationsvorgängen spielen für die Zusammensetzung des Blutes auch charakteristische Einflüsse bestimmter Infektionserreger, Erkrankungen der blutbildenden Organe, Toxine usw. eine wesentliche Rolle.

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