Ernährung & Medizin 2008; 23(4): 187
DOI: 10.1055/s-0028-1121958
Originalia und Übersichten
Kasuistik
© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Fallbericht Herr K.

Aus der Reha Klinik ÜberruhPeter Heilmeyer, Evelin Mieskes
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 December 2008 (online)

Im Januar 2007 kam Herr K. zu einem 3-wöchigen Heilverfahren in die Rehaklinik Überruh, Isny. Der Inhaber eines kleinen Autohauses war seit 2 Monaten arbeitsunfähig wegen stärkster Lumbalgien. Die Ärzte hatten ein Wirbelgleiten diagnostiziert und vor einer wohl nicht zu umgehenden Operation zu einem Heilverfahren zur Kräftigung der Muskulatur geraten.

Bei Anreise zeigte sich, dass er neben den Rückenproblemen auch eine deutliche bauchbetonte Adipositas (BMI = 31,8) und weitere Zeichen des metabolischen Syndroms wie hohen Blutdruck und Störungen des Fettstoffwechsels hatte. Das Therapieprogramm wurde deshalb von Beginn an ganzheitlich gestaltet:

In der Rückenschule machte Herr K. täglich gymnastische Übungen und wurde in die medizinische Trainingstherapie eingeführt. Im Entspannungstraining lernte er „abzuschalten” und Körper und Geist gezielt zu entspannen. Zur Gewichtsreduktion stellte er seine Ernährung auf LOGI um und lernte in pulskontrollierten Trainingseinheiten beim Aquajogging, Wandern und Ergometertraining seine Fettverbrennung zu aktivieren.

Herr K. vor seinem Heilverfahren.

LOGI (LOw Glycemic and Insulinemic Nutrition nach N. Worm) ist eine dauerhaft angewandte Ernährungsmethode, bei der die Kohlenhydrate auf 20–25 % der Gesamtkalorien reduziert werden, dafür wird der Eiweiß- und Fettanteil erhöht (25–30 % Protein, 45–50 % Fett). Unter diesen Bedingungen bleibt der Insulinspiegel niedrig und die Fettverbrennung in der Muskulatur wird deutlich vermehrt. Kalorien zählen ist nicht erforderlich, in erster Linie werden die stärkehaltigen Lebensmittel mit hohem glykämischen Index (Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis) eingeschränkt.

Herr K. nahm die Herausforderung des therapeutischen Programms hoch motiviert an und trainierte noch über die verordneten Anwendungen hinaus bis zu 3-mal täglich in Schwimmbad und Fitnessraum. Das Ergebnis nach 4 Wochen konnte sich sehen lassen:

Gewichtsreduktion um 6 kg Absenkung der erhöhten Blutdruckwerte deutlich vitaleres Körpergefühl und Rückgang der Rückenschmerzen.

Gestärkt und voller guter Vorsätze kehrte er in seinen Betrieb zurück – aber wie würde es weitergehen?

Zeitsprung: Oktober 2007

Herr K. ist am Telefon und fragt, ob er auf dem Weg in den Urlaub einen Kurzbesuch abstatten darf. Uns erwartet eine Überraschung: Ein völlig veränderter Mann steht da vor uns: Strahlend, stolz und schlank!

Lachend berichtet er, alle hätten ihn für verrückt erklärt, denn jetzt stehe er früher auf, um vor dem Frühstück ein 30-minütiges Gymnastikprogramm zu absolvieren, bei dem er sich richtig ins Schwitzen bringt. In der Mittagspause mache er statt wie früher ein Schläfchen eine 30-minütige Radtour oder Walking-Runde und abends erneut.

Das Essen, an LOGI orientiert, enthalte jetzt viel Obst, Joghurt und Wurst. Selbst Essen gehen in der Gastwirtschaft bereite ihm keine Probleme, denn es sei eigentlich immer möglich, Kroketten durch Salat oder Gemüse zu ersetzen. In Ergänzung esse er täglich Nüsse und trinke mindestens 3 Liter Brunnenwasser. Seine Frau sagt dazu „Er isst jetzt mehr als früher!”

Natürlich musste er sich komplett neu einkleiden, die ungläubigen Blicke von Freunden und Kollegen nimmt er belustigt zur Kenntnis.

Herr K. 8 Monate später.

Die Bilanz der Lebensstiländerung

Insgesamt hatte Herr K. sein Gewicht seit Beginn des Heilverfahrens im Januar um 20 kg reduziert. Die Antriebslosigkeit und ständige Müdigkeit sind vollständig verschwunden. Das Einschlafen der Hände nachts und beim Autofahren tritt nicht mehr auf.

Hämorrhoiden, Obstipation, Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer – alles Probleme von gestern.

Er beschreibt deutlich: Wenn er seine Gymnastikübungen nicht regelmäßig macht, kommt der Rückenschmerz wieder, aber das Wirbelgleiten ist ja auch noch da. Er weiß halt jetzt, wie er sich helfen kann und die Operation zur Einsteifung ist heute kein Thema mehr.

Dr. Peter Heilmeyer

Leitender Arzt

Reha-Klinik Überruh

88316 Isny

Email: p.heilmeyer@rehaklinik-ueberruh.de

Evelin Mieskes

Reha-Klinik Überruh

88316 Isny

    >