Dtsch Med Wochenschr 1948; 73(17/20): 200-203
DOI: 10.1055/s-0028-1118100
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Blutbild, vegetatives System und Wetter

Ein Beitrag zur menschlichen MeteorobiologieHellmut Wigand
  • Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbeck, Medizinische Klinik Fränkelstraße (Chefarzt: Prof. Dr. Budelmann)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Langdauernde Untersuchungen an wenigen Personen ergaben gesetzmäßige Schwankungen im weißen Blutbild des Gesunden innerhalb der Normgrenzen, deren Wetterabhängigkeit erwiesen werden konnte: Bei fallendem Luftdruck Leukozytose infolge Vermehrung der Neutrophilen, bei steigendem Luftdruck Leukopenie infolge Verminderung der Neutrophilen. Die Kurve der Leukozyten und der Neutrophilen zeigt somit einen zum Luftdruck entgegengesetzten Verlauf. Bei den Lymphozyten zeigt sich nur eine indirekte Wetterabhängigkeit, indem sie bei steigendem Luftdruck infolge des Absinkens der Neutrophilen relativ zunehmen und umgekehrt. Bei der Deutung der Befunde wird, fußend auf den Arbeiten Hoffs, die Vorstellung entwickelt, daß Luftdruckänderungen das vegetative System in bipolarer Richtung beeinflussen: Luftdruckfall wirkt Sympathikuserregend (Azidose, Leukozytose usw.), Luftdruckanstieg parasympathikuserregend (Alkalose, Leukopenie usw.). Der Luftdruck ist nur ein Symptom für das Wettergeschehen (Frontenwechsel), dessen biotrop wirksamer Faktor noch unbekannt ist, aber wahrscheinlich in luftelektrischen Vorgängen zu suchen ist.

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