Klinische Neurophysiologie 2008; 39(4): 207
DOI: 10.1055/s-0028-1112119
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwerpunkt Schlafmedizin

Special Issue: Sleep MedicineA. Ebner
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Publication Date:
12 January 2009 (online)

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Der Schwerpunkt dieses Themenhefts der Klinischen Neurophysiologie ist einigen Aspekten der Schlafmedizin gewidmet. Schlafmedizin beschäftigt sich mit Ursachen und Auswirkungen von Schlafstörungen auf den Organismus sowie deren Diagnose und Therapie. Allein schon die Tatsache, dass wesentliche Untersuchungstechniken der Schlafmedizin neurophysiologischer Provenienz sind, mag rechtfertigen dieses Thema in einem Sonderheft dieser Zeitschrift aufzugreifen. Der Beitrag von Remi und Noachtar widmet sich den neurophysiologischen Methoden wie Polysomnographie, Multipler Schlaf-Latenz-Test u. a. und stellt sie in ihrer Bedeutung für die klinische Diagnostik der Schlafstörungen dar.

Schlaf und paroxysmale Erkrankungen sind in einer vielfältigen Weise miteinander verknüpft: Vigilanzänderung und Schlaf sind in unterschiedlichem Ausmaß, d. h. abhängig vom vorliegenden Epilepsiesyndrom Auslöser für das Auftreten epileptischer Anfälle. Parasomnien sind ausschließlich schlafgebundene Ereignisse. Durch im Schlaf auftretende Paroxysmen wiederum ist eine Störung des Schlafes die Folge mit negativen Auswirkungen auf die Vigilanz und nicht selten auch auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Drei der Beiträge (Hoppe, Baumgartner, Meyer) befassen sich mit diesen komplexen Interdependenzen von Anfallserkrankungen und Schlaf.

Eine aktuelle Übersicht über die wohl häufigste Störung des Schlafes, die Insomnie, findet sich in dem Beitrag von Müller, in dem die häufigen psychiatrischen Begleiterkrankungen thematisiert werden und Befunde vorgestellt werden, die dafür sprechen, dass es sich bei der Insomnie um eine eigenständige Erkrankung handelt.

Der Beitrag von Young bringt eine aktuelle Übersicht über die Genetik von Schlafstörungen, wobei für die meisten ein komplexer Vererbungsmodus wahrscheinlich ist. Für die Zukunft ist durch technische Fortschritte eine weitere Aufklärung genetischer Ursachen von Schlafstörungen zu erwarten.

Der Beitrag von Heidbreder und Mitarbeitern widmet sich dem Krankheitsbild der Narkolepsie. Die Autoren stellen den gegenwäertigen Wissenstand hinsichtlich Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie vor. Obwohl große Fortschritte im Verständnis der Pathophysiologie dieser Erkrankung erreicht wurden, bleibt eine Reihe offener Fragen, die in dieser Übersicht ebenfalls thematisiert werden.

Insgesamt zeigen die Beiträge dieses Schwerpunktheftes, dass der enorme Wissenszuwachs im Bereich der Neuromedizin mit daraus resultierenden Verbesserungen therapeutischer Möglichkeiten in besonderer Weise auch für das Gebiet der Schlafmedizin zu verzeichnen ist.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Dipl. Psych. A. Ebner

Epilepsiekliniken Mara

Epilepsiezentrum Bethel

Maraweg 21

33617 Bielefeld

Email: Alois.Ebner@mara.de

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