TumorDiagnostik & Therapie 2010; 31: S1
DOI: 10.1055/s-0028-1109560
Vorwort

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Moderne Aspekte einer individualisierten Tumorschmerztherapie

Modern Aspects of an Individualized Pain Therapy of Tumor Related PainM. Zimmermann1
  • 1Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
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Publication Date:
29 January 2010 (online)

Jahr für Jahr erkranken in Deutschland mehr als 300 000 Menschen an einem Tumorleiden. Ein Viertel klagt bereits von Beginn über Schmerzen, bei 8 von 10 Kranken werden schmerztherapeutische Maßnahmen im weiteren Verlauf notwendig. Im Jahr 2050 wird nach der neuesten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts die Hälfte der Bevölkerung älter als 48 Jahre und ein Drittel 60 Jahre oder älter sein [1]. Die Zahl der Patienten mit einer Tumorerkrankung wird sich dementsprechend zukünftig weiter erhöhen und damit auch die Zahl der Tumorpatienten mit Schmerzen. Dies untermauert den hohen Stellenwert von Tumorerkrankungen und fordert zu einer deutlichen Sensibilisierung für dieses Thema auf.

Tumorpatienten mit chronischen Schmerzen werden in ihrer körperlichen Aktivität gehemmt, durch die Beeinträchtigung von Schlaf und Appetit geschwächt und sie leiden unter den psychologischen und sozialen Folgen des Schmerzes. Die Behandlung des Schmerzes muss deshalb in allen Phasen einer Tumorerkrankung integraler Bestandteil der Therapie sein. Der Patient hat ein Recht auf eine adäquate Behandlung seiner Schmerzen. Dennoch ist auch heute noch ein großer Teil der Patienten mit Tumorschmerzen unterversorgt. Noch immer wird ein Teil der Patienten nicht ausreichend oder aber mit für diese Schmerzen nicht adäquaten Analgetika versorgt. Ein deutliches Indiz gibt dafür ist die große Zahl der Patienten mit Durchbruchschmerzen. Wenngleich diese Schmerzen heute in nahezu allen Fällen (> 90 %) erfolgreich behandelbar sind, treten bei zwei Dritteln (65 %) aller chronischen Schmerzpatienten Schmerzspitzen auf [2]. Etwa die Hälfte der Patienten (50 – 60 %) klagt über einen bewegungsabhängigen Schmerz und bis zu 3 von 5 Schmerzpatienten (20 – 60 %) müssen spontan auftretende Schmerzen hinnehmen [3] [4]. Trotz der großen Palette an wirksamen Medikamenten leidet jeder dritte chronische Schmerzpatient (29 %) unter End-of-dose-Schmerzen [3] [5]. Die schmerztherapeutische Behandlung der Patienten muss deshalb optimiert und insbesondere der derzeitigen Mangel- und Fehlversorgung mit Analgetika entgegengetreten werden. Um für die Patienten nicht nur eine möglichst effiziente Linderung der Schmerzen, sondern auch eine maximal mögliche Lebensqualität zu erzielen, gilt es zugleich, die Fortschritte in der Pharmakotherapie von Tumorschmerzen vermehrt zu berücksichtigen.

Im Rahmen eines Experten-Meetings gelang es, aktuelle Aspekte einer individualisierten oralen Tumorschmerztherapie zusammenzutragen und einen Konsensus zum differenzialtherapeutischen Vorgehen zu verfassen. Unter Vorsitz von Dr. Zimmermann von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt nahmen teil: Dr. Thöns, niedergelassener Facharzt für Anästhesiologie und Palliativmedizin in Bochum, Prof. Dr. Sabatowski, Leiter der Schmerzambulanz am Universitätsklinikum Dresden, Dr. Güttler, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie am Institut für Pharmakologie am Universitätsklinikum Köln, Dr. Schwarz, Ärztlicher Leiter am St. Marianus Zentrum für Schwerstkranke in Bardowick, Dr. Kamp, niedergelassener Internist, Onkologe, Hämatologe, Wendlingen am Neckar Wendlingen.

Das auf der Basis dieser Expertenrunde entstandene Supplement möchte für behandelnde Ärzte relevante Informationen über eine moderne Tumorschmerztherapie zusammenfügen. Unter Berücksichtigung der Anforderungen von Patienten und Ärzten wird ein differenzialtherapeutisches Vorgehen beschrieben, bei dem vielfältige Aspekte wie Komorbidität, Komedikation, Verträglichkeit, Wirkdauer sowie Effekte auf Schlaf und Lebensqualität berücksichtigt werden.

Dies ist eine aktualisierte Version des Supplements S1 TumorDiagnostik & Therapie, Stand 27.01.10.

Literatur

  • 1 Bevölkerungsvorausberechnung Statistisches Bundesamt, 65 180 Wiesbaden, Deutschland. 
  • 2 Caraceni A, Portenoy R K. An international survey of cancer pain characteristics and syndromes. IASP Task Force on Cancer Pain. International Association for the Study of Pain.  Pain. 1999;  82 (3) 263-274
  • 3 Portenoy R K, Hagen R K. Breakthrough pain: definition, prevalence and characteristics.  Pain. 1990;  41 (3) 273-281
  • 4 Strömgren A S, Groenvold M, Petersen M A. et al . Pain characteristics and treatment outcome for advanced cancer patients during the first week of specialized palliative care.  J Pain Symptom Manage. 2004;  27 (2) 104-113
  • 5 Radbruch L, Nauck F. Episodic (breakthrough) pain: consensus conference of an expert working group of the European Association for Palliative Care.  Cancer. 2002 Jul, 1;  94 (3) 832-839

Dr. med. Michael Zimmermann

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Schmerzambulanz, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt/Main

Phone: ++ 49/69/6 30 15 8 70

Email: Michael.Zimmermann@kgu.de

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