manuelletherapie 2009; 13(1): 1
DOI: 10.1055/s-0028-1109135
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Übungen bei Nackenschmerzen

G. Jull1
  • 1Centre of Clinical Research Excellence in Spinal Pain, Injury and Health, Division of Physiotherapy, School of Health and Rehabilitation Science, The University of Queensland, Australia
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Publication Date:
06 February 2009 (online)

Die aktuelle Task Force für Nackenschmerzen hat die jüngsten epidemiologischen Erkenntnisse zusammengefasst. Sie ergaben, dass die meisten Menschen damit rechnen können, irgendwann in ihrem Leben unter Nackenschmerzen zu leiden. Abhängig von der Definition von Nackenschmerzen, reicht die Jahresprävalenz von 12,1 % bis zu 71,5 % in der Gesamtbevölkerung und von 27,1 % bis 47,8 % bei Arbeitern [4].

Außerdem beschreibt die Task Force den Verlauf der Nackenschmerzen als eine lebenslange Sinuskurve mit Schmerzepisoden, Remissionen und weitere Schmerzepisoden, da zwischen 50 % und 85 % derjenigen, die eine 1. Schmerzperiode erfahren haben, nach 1 – 5 Jahren erneut Nackenschmerzen erleiden. Diese Inzidenz ist in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen ähnlich, abhängig davon, ob der Verlauf in der Gesamtbevölkerung, bei Arbeitern oder nach einem Schleudertrauma untersucht wird [1].

Während die Maßnahmen zur Prävention von Nackenschmerzen Vorrang haben, besteht das für in die Rehabilitation von Patienten mit Nackenschmerzen involvierte Kliniker wichtigste Ziel logischerweise in der Verhinderung von Rückfällen. Dabei gilt es viele Aspekte zu berücksichtigen, vor allem Arbeitspraktiken und andere psychosoziale Aspekte. Angesichts der Tatsache, dass die Muskulatur 80 % der Stabilität der zervikalen Region übernimmt, erlangt die Rehabilitation der Muskulatur aus der biologischen Perspektive jedoch beachtliche Bedeutung.

Es gibt viele Formen von Übungen. Die Frage für Kliniker ist, welche die hilfreichsten Übungen für Patienten mit Nackenschmerzen in den verschiedenen Stadien der Funktionsstörung sind. Untersuchungen zum zervikalen Muskelsystem zeigten, dass Schmerzen und Verletzungen eine erhebliche Reorganisation der zervikalen sensomotorischen Funktionen verursachen. Diese Veränderungen können über die Schmerzperioden hinaus bestehen bleiben. Sie beinhalten Anpassungen des Muskelverhaltens wie die Änderung der Aktivitätslevel der verschiedenen Muskeln, die in klinischen Tests und bei funktionellen Aufgaben beobachtet werden können sowie Störungen der Feedforward- und Feedbackkontrollmechanismen [2].

Zudem besteht eindeutige Evidenz, dass die Nackenmuskeln schneller ermüden und an Kraft und Ausdauer verlieren. Hinsichtlich der Art der Übungen legen diese Studien nahe, sich zuerst auf die spezifischen Übungsstrategien für die Defizite der Aspekte der motorischen Kontrolle und anschließend auf Übungen zum Wiedererlangen der adäquaten Kraft und Ausdauer für die individuellen funktionellen Anforderungen zu konzentrieren [4]. Zur Vorbeugung von Rückfällen ist nach unserer Überzeugung präziser Wiederaufbau des Muskelsystems wichtiger als ein allgemeiner Übungsansatz.

Literatur

  • 1 Carroll L J, Hogg-Johnson S, Velde van der G. et al . Course and prognostic factors for neck pain in the general population.  Spine. 2008;  33 S75-S82
  • 2 Falla D, Farina D. Neural and muscular factors associated with motor impairment in neck pain.  Current Rheumatology Reports. 2007;  9 497-502
  • 3 Hogg-Johnson S, Velde van der G, Carroll L J. et al . The burden and determinants of neck pain in the general population.  Spine. 2008;  33 S39-S51
  • 4 Jull G, Sterling M, Falla D. et al .Whiplash, Headache and Neck Pain: research based directions for physical therapies. Edinburgh; Churchill Livingstone 2008

Gwendolen Jull

MPhty PhD FACP, Centre of Clinical research Excellence in Spinal Pain, Injury and Health, Division of Physiotherapy, School of Health and Rehabilitation Science, The University of Queensland, Australia

Australia

Email: g.jull@uq.edu.au

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