Testpsychologische Untersuchungen an Patienten mit chronischer Polyarthritis

Zusammenfassung

Frauen mit chronischer Polyarthritis leiden vermehrt an depressiver Verstimmung und verödenden Sozialkontakten bei hoher Introversionstendenz, ausgedrückt in den klinischen Skalen des Persönlichkeitsfragebogens (-inventars) MMPI. Während das Alter der 27 untersuchten Patientinnen ohne nachweisbaren Einfluß auf Schwere und Ausprägung der seelischen Beeinträchtigung war, machte sich die Dauer der Erkrankung vor allem über eine steigende soziale Introversion bemerkbar. Als entscheidend für den Grad des psychischen Leidensdrucks erwies sich die jeweilige somatische Aktivität der rheumatischen Erkrankung; der Aktivitätsindex war mit den Skalen der neurotischen Trias und der Psychasthenie im MMPI positiv korreliert. Neben dem unspezifischen Befund der angehobenen neurotischen Trias im MMPI zeichnet sich bei der chronischen Polyarthritis folgende charakteristische Trias ab: 1. erhöhte soziale Introversion, 2. gesenkte Aktivität und (möglicherweise als Konsequenz hieraus) 3. eine verstärkte Neigung zu reaktiven depressiven Verstimmungen.

Summary

27 women with rheumatoid arthritis had elevated depression and social introversion scores in the Minnesota multiple phasic personality inventory (MMPI) test, whereas their somatic activity appeared reduced. Age of the patient at time of investigation apparently had no influence on the degree of psychological changes, but was reflected in an increased social introversion. Most important for the degree of psychological impairment was the height of the ARA index, which correlated positively with the neurotic triad as well as the psychasthenia scale in the MMPI. An elevation of the neurotic triad is common in many somatic diseases. Patients with rheumatoid arthritis had an additional, specific triad of increased social introversion and depression, and decreased somatic activity.