Dtsch Med Wochenschr 1975; 100(16): 887-892
DOI: 10.1055/s-0028-1106310
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das nephrotische Syndrom beim Erwachsenen

Klinische, funktionelle und histologische Untersuchungen bei primären glomerulären ErkrankungenNephrotic syndrome in adultsR. B. Sterzel, H. Zobl, P.-H. Krause, J. Bahlmann
  • Department Innere Medizin, Abteilung Nephrologie, und Pathologisches Institut der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei 68 Patienten mit nephrotischem Syndrom wurden klinische und funktionelle Daten mit licht- und immunfluoreszenzmikroskopischen Befunden von Nierenbiopsien in Beziehung gesetzt. Die histologischen Untersuchungen zeigten bei 36 Fällen keine oder geringe glomeruläre Zellproliferation; davon waren 15 Lipoidnephrosen (»Minimalläsionen«), 8 fokale glomeruläre Sklerosen, 13 membranöse Nephropathien. In 32 Fällen mit erheblicher Zellvermehrung waren die Veränderungen bei 10 membranoproliferativ oder lobular, bei 12 proliferativ und sklerosierend und bei 10 diffus extra- und (oder) endokapillär proliferativ. Die Ergänzung der lichtoptischen durch fluoreszenzmikroskopische Befunde erleichterte die Diagnosestellung der verschiedenen Läsionen. Das galt besonders für die Lipoidnephrosen, die sich - auch in sechs Fällen mit eindeutiger, wenn auch geringer Zellproliferation und Mesangiumverbreiterung - von den anderen Erkrankungen durch Fehlen oder Geringfügigkeit von glomerulären Immunablagerungen unterschieden. Bei den Gruppen ohne oder mit geringer glomerulärer Zellvermehrung fand sich eine Kreatinin-Clearance < 80 ml/min in 15 Fällen, ein diastolischer Blutdruck > 95 mm Hg in sechs und eine Erythrozyturie > 2 × 106/24 h in neun Fällen. Bei erheblicher Zellproliferation fanden sich häufiger deutliche Nierenfunktionsminderungen (n = 25), Hypertonie (n = 14) und Erythrozyturie (n = 26). Wegen der großen Streuung der Werte innerhalb der sechs Gruppen war es jedoch beim einzelnen Patienten nicht möglich, die glomeruläre Läsion nur anhand der klinischen und funktionellen Parameter zuverlässig zu beurteilen. Insbesondere ließ sich eine Lipoidnephrose weder durch deutlich reduzierte Glomerularfiltration noch durch Hämaturie oder Blutdruckerhöhung ausschließen.

Summary

Clinical and functional data of 68 patients with the nephrotic syndrome were related to light and immunofluorescence microscopy of renal biopsies. In 36 the histological studies indicated only slight glomerular cell proliferations: minimal lesions in 15, focal glomerular sclerosis in eight, membranous nephropathy in 13. Among 32 cases with marked cell proliferation the changes were of a membrane proliferative or lobular type in 10, proliferative and sclerosing in 12 and diffusely extra and/or endo-capillary in 10. Minimal lesions (lipoid nephrosis) differed from the other diseases by an absence or decrease of glomerular immune deposits. In the groups without or with minor glomerular cell proliferations creatinine clearance was less than 80 ml/min in 15 cases, diastolic blood pressure more than 95 mm Hg in six and red blood cell in urine of more than 2 × 106/24 h in nine. Considerable cell proliferation was more frequent when there was definite decrease of renal function (25 cases), hypertension (14) and erythrocyturia (26). There was a large scatter of values within the six groups so that in the individual patients it was not possible to assess glomerular lesions accurately only from clinical and functional values. Lipoid nephrosis, in particular, could not be excluded either by markedly reduced glomerular filtration or by haematuria or hypertension.

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