Zur quantitativen Erfassung psychischer Erlebnisveränderungen unter Delta-9-Tetrahydrocannabinol

Zusammenfassung:

In einem Doppelblindversuch wurden 54 gesunden Personen unter Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Plazebo mit einem mehrdimensionalen Persönlichkeitsinventar (FPI), einem Fragebogen zur Erfassung des Erlebnisbereiches (DWM-Scale), einem Befindlichkeitsbogen sowie mit einer Liste zur Feststellung somatischer Beschwerden untersucht. Die vom FPI erfaßten Persönlichkeitsdimensionen blieben unter der akuten THC-Wirkung weitgehend stabil, so daß mit diesem Verfahren Vorselektionen bzw. Gruppenbildungen nach Persönlichkeitskriterien vorgenommen werden können. Sowohl die THC- wie auch die Plazebo-Gruppe erlebten weniger als ihrer Erwartung entsprach, die THC-intoxikierten Probanden jedoch erheblich mehr als die Kontrollgruppe, wobei die allgemein bekannten, von THC aktivierten Erlebnisbereiche wiedergefunden wurden:

– eine deutliche Tendenz, sich der eigenen Erlebniswelt zuzuwenden mit nachfolgender Einschränkung der Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit,

– Veränderung der motorischen Koordination sowie des Assoziationsablaufes,

– eine in Folge diskreter Entfremdungserlebnisse erschwerte Umwelteinordnung und

– sowohl dysphorische wie euphorische Erlebnisreaktionen.

Die THC-Gruppe zeigte eine mehrdimensionale Veränderung ihrer Befindlichkeit und äußerte die für THC als typisch bekannten somatischen Beschwerden, wie Konzentrationsschwäche, starkes Kälteempfinden, Zittern, Gleichgewichtsstörungen, Hitzewallungen, Kopfschmerzen, innere Spannung, Schluckbeschwerden, Mattigkeit usw., die teilweise noch einen Tag nach Verabreichung der Substanz vorhanden waren.

Summary

By a double-blind test 54 healthy volunteers before and after taking delta-9-tetra-hydrocannabinol (THC) and placebo were tested by means of a multidimensional personality inventory (FPI), a self-assessment scale (DWM-Scale), a general self-estimation as well by a list to detect somatic complaints. The dimensions considered by the FPI remained largely steady under the acute influence of THC. Thus, this questionary offers the possibility to preselect resp. to match groups according to personality criteria. The experiences in the THC group as well in the placebo group were inferior than they had been expected; whereas the subjects intoxicated with THC experienced by far more than the control group, showing the generally known experience field activated by THC:

1. A definite inward turning followed by an impairment of attention and concentration capacities;

2. change in motor function, co-ordination and associations;

3. resulting from a discrete depressionalisation, an impaired sense of environmental situation;

4. dysphoria as well as euphoria experience reactions.

The subjects of the THC group showed a multidimensional change of their general feeling, and expressed somatic complaints which are known as typical for THC, such as impairment of concentration, strong sensation of cold and heat, tremor, disturbance of equilibrium, headache, inner tension, dysphagia, faintness etc. of which some still existed 24 hours after intake.