Pharmacopsychiatry 1969; 2(1): 66-74
DOI: 10.1055/s-0028-1094235
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Fluphenazin-Therapie schizophrener Psychosen

M.-L. Allert, W. Schmitt
  • Universitäts-Nervenklinik Homburg/Saar (Direktor: Prof. Dr. H.-H. Meyer)
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Publication Date:
20 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Mit dem Ziel, einerseits die Bedeutung der Langzeitbehandlung für die Konsolidierung der durch klinische Behandlung erreichten Besserung akuter schizophrener Schübe zu überprüfen und andererseits die hierfür besonders indizierten Neuroleptika zu ermitteln, wurde eine Untersuchung mit Fluphenazin an 60 Kranken durchgeführt; als Vergleichsgruppe diente eine zahlenmäßig entsprechende Stichprobe gleicher Krankheitsbilder, die mit anderen Phenothiazinderivaten behandelt worden waren. Alle Patienten waren bei der Entlassung aus klinischer Behandlung aufgefordert worden, die Behandlung mit dem gleichen Medikament in einer Erhaltungsdosis fortzusetzen. Die Erhaltungsdosis war den individuellen Bedürfnissen angepaßt worden. Die Patienten sollten sich zu einem bestimmten Termin zur Nachuntersuchung einfinden; hierzu war etwas mehr als die Hälfte erschienen.

Nach einer vier- bis sechswöchigen stationären Therapie mit Fluphenazin konnten von 60 Patienten 8 vollremittiert entlassen werden, 33 wurden – da noch gewisse Verhaltensstörungen und gelegentliche psychotische Erlebnisweisen zu registrieren waren – als teilremittiert beurteilt und bei 15 Kranken waren zum Zeitpunkt der Entlassung noch Veränderungen im Sinne einer ausgeprägten intentionalen und emotionalen Verarmung festzustellen, so daß eine Defektbildung nach Remission der akuten psychotischen Erlebnisweisen angenommen wurde. Es waren somit zur globalen Kennzeichnung des Behandlungserfolges die drei Klassen der Vollremission, Teilremission und Defektremission verwendet worden. 4 Kranke hatten auf Fluphenazin nicht reagiert, so daß die Krankheitsbilder als therapieresistent deklariert werden mußten. Bei den ambulanten Kontrolluntersuchungen, zu denen 33 Kranke aus der Fluphenazin-Stichprobe erschienen waren, konnten 14 Patienten als vollremittiert und 17 als teilremittiert bezeichnet werden; 2 Kranke boten wiederum Zeichen einer akuten schizophrenen Störung. Wie die Befragung ergab, hatten 20 Patienten ihre Arbeit innerhalb der ersten vier Wochen nach Klinikentlassung bereits aufgenommen gehabt; im Verlaufe des ersten Vierteljahres nach der Entlassung hatten 7 weitere Patienten ihre alte Tätigkeit wieder übernommen und innerhalb Jahresfrist noch zusätzlich 3 Patienten. Ohne regelmäßige Arbeit und Anstellung waren 4 Patienten geblieben. 6 der 33 nachuntersuchten Schizophrenen hatten in der Zwischenzeit jedoch nochmals Rezidive ihrer Krankheit erfahren. Die Untersuchungen in der Kontrollgruppe hatten praktisch identische Befunde erbracht.

Summary

In a controlled study the importance of longtime therapy with neuroleptics in the treatment of acute schizophrenic psychosis are studied. In addition it was attempted to find out which of the various neuroleptics can be especially recommended for this purpose. The results of the treatment of two similar groups of 60 patients each are compared. The patients of one group were treated with Fluphenazine, those of the other with various neuroleptics. It was recommended to continue the application of the neuroleptic which had been given at the time of discharge. An effort was made to obtain a longterm follow up of the patients included in this study. The rate of improvement was classified in 3 degrees: full recovery, partial recovery and recovery with defect. After 4 to 6 weeks indoor treatment with Fluphenazine 8 of the 60 patients were fully recovered. In 33 cases a partial recovery was obtained. 15 patients showed a remission with a defect. 4 psychoses were resistent to the therapy. In a follow up investigation resulted a full recovery in 14 cases, and a partial recovery in 17 cases. 2 subjects became acutely psychotic again. 4 weeks after discharge 20 subjects took up their job again 7, other subjects were able to work 3 months later, a year after discharge worked 3 more patients. 4 subjects were unable to work and had no job. 6 of the 33 subjects who worked again in the meantime relapsed. The same results were obtained with the control group.

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