Journal Club AINS 2025; 14(04): 211-226
DOI: 10.1055/a-2731-3963
CME-Fortbildung

Der alkoholkranke Patient auf der Intensivstation

Autoren

  • Claudia Spies

  • Alexander Lavinius Ungur

  • Anika Müller

  • Friedrich Borchers

  • Bruno Neuner

  • Tim Neumann

  • Helmut Karl Seitz

Patienten mit Alkoholintoxikation oder Alkoholentzugssymptomatik mit schweren Komplikationen müssen auf einer Intensivstation behandelt werden. Die Therapie richtet sich nach der Symptomschwere und erfolgt stufenweise. Komplikationen wie Delir, Krampfanfälle, Hypoglykämie, Elektrolytstörungen, Thrombopenie, Vorhofflimmern und Infekte bedürfen einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Intensivmedizinern, Internisten und Psychiatern.

Kernaussagen
  • Alkohol ist für über 200 Erkrankungen mitverantwortlich.

  • Ein schweres Delirium tremens muss intensivmedizinisch behandelt werden.

  • Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit können mittels Fragebogen und biochemischer Marker ermittelt werden.

  • Direkte Marker für Alkoholmissbrauch sind Ethanol im Blut, Ethylglucuronid im Blut und Ethylsulfat im Urin sowie Phosphatidylethanol im Blut.

  • Indirekte Marker sind die Aktivität der γ-GT und der Transaminasen AST und ALT im Serum sowie das MCV und das Carbohydrat-defiziente Transferrin (CDT).

  • Die klinische Überwachung der Entzugstherapie orientiert sich an vegetativen Symptomen wie Tremor, Tachykardie, Hypertonie, Schwitzen und Übelkeit und an zentralen Symptomen wie Agitiertheit, Unruhe, Angst, Halluzinationen und Bewusstseinseintrübung. Ein Alkoholentzugsdelir ist immer eine Ausschlussdiagnose, vorher müssen andere Ätiologien eines Delirs abgeklärt werden.

  • Die Behandlung des Alkoholabhängigkeitssyndroms bei kritisch kranken Patienten richtet sich nach der Symptomschwere und erfolgt stufenweise. Verwendung finden Benzodiazepine, bei vegetativer Entgleisung α2-Agonisten und bei psychotischen Symptomen und Halluzinationen Neuroleptika.

  • Komplikationen des Alkoholentzugs beinhalten Krampfanfälle, Hypoglykämien, Elektrolytstörungen, Thrombopenien, Vorhofflimmern und Infektionen.

  • Bei der Therapie des Alkoholentzugssyndroms ist die i. v. Gabe von Thiamin – besonders bei gleichzeitiger Glukosegabe – ein Muss, um eine Wernicke-Enzephalopathie zu verhindern.

  • Die alkoholische Hepatitis ist ein klinisches Syndrom mit schwerer Leberfunktionsstörung und schlechter Prognose. Die Therapie erfolgt mit Steroiden nach Ausschluss einer Infektion.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. November 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany