Gesundheitswesen 2025; 87(12): 709-711
DOI: 10.1055/a-2698-4101
Editorial

Blick über die Grenzen

Authors

  • Manfred Wildner

Der berühmte „Blick über die Grenzen“ hat Tradition als Weg zu Wissen, Einsichten und Erkenntnissen. Er begegnet uns in einem konkreten geographischen Sinn in den von alters her bekannten „Lehr- und Wanderjahren“ des Handwerks ebenso wie in erfolgreichen kaufmännischen und akademischen Werdegängen. Aufgeklärte Gesellschaften befördern eine solche internationale Vernetzung über Schüleraustausche und Städtepartnerschaften und den ihrer wissenschaftlichen Hoffnungsträger und sonstigen Eliten über Förderprogramme und Stipendien, die mit klingenden Namen wie Erasmus von Rotterdam, Alexander von Humboldt, William Fulbright u.a.m. verknüpft sind. Diese Förderungen ermöglichen auch bei begrenzten persönlichen Finanzmitteln ein solches Kommen und Gehen einschließlich des erhofften Blickes über die Grenzen. In einem übertragenen Sinn bezeichnet der „Blick über die Grenzen“ schließlich auch ein Denken „outside the Box“, also ein Denken außerhalb der vertrauten und eingefahrenen Wege und Koordinatensysteme. Die Befähigung zu einem solchen Denken als Teilnahme am größeren Ganzen der Welt ist auch ein wesentliches Merkmal des Wilhelm von Humboldtschen Bildungsideals, welches nicht nur in Deutschland ein Leitgedanke der Hochschulen und Universitäten ist. So findet sich in vielen Karrieren in unserer westlichen Welt mehr oder minder explizit ein „i.A.g.“ (in Amerika gewesen) als (karriereförderndes) Qualifikationsmerkmal einer hoch angesehenen weltläufigen Offenheit und Allverbundenheit.



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Article published online:
03 December 2025

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