Krankenhaushygiene up2date 2025; 20(04): 316-317
DOI: 10.1055/a-2592-7549
Studienreferate

Kommentar zu „Mikroplastik und Antibiotikaresistenz: Ein neuer Global Player?“

Autoren

    Rezensent(en):
  • Sebastian Schulz-Stübner

10.1055/a-2592-7424

Es ist insbesondere aus der Lebensmittelforschung bekannt, dass Biofilme eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Antibiotikaresistenz spielen können. Bakterien in Biofilmen produzieren Persisterzellen, die metabolisch inaktiv sind, und damit die Antibiotikawirkung umgehen können [1]. Diese Zellen können selbst in hohen Konzentrationen von Antibiotika überleben. Darüber hinaus deuten aktuelle Forschungsergebnisse darauf hin, dass Biofilme als Refugien für Resistenz-Plasmide dienen, wo sie auch ohne weitere Exposition gegenüber Antibiotika überdauern. Dieser Mechanismus könnte auch bei dem von den Autoren erstmals in diesem Umfang und mit umfangreichen Evolutionsexperimenten untersuchten Mikroplastik eine Rolle spielen. Im Vergleich zur Konzentration des MP hatten Größe und Zusammensetzung einen größeren Einfluss auf die Geschwindigkeit der Resistenzentwicklung und das Ausmaß der Resistenz. Mit zunehmender Grösse der Plastikpartikel nahmen sowohl Dicke des Biofilms als auch die Resistenzentwicklung innerhalb zu. Die Kunststoffzusammensetzung kann ebenfalls eine Rolle bei der Anhaftung von Bakterien und dem Biofilmwachstum spielen. Es ist bekannt, dass MP als Elektronendonatoren für bakterielle Biofilme dienen, die sich von ihnen ernähren, was zu einer schnelleren oder leichteren Anheftung der Bakterien an die Oberfläche führt, und das Bakterienwachstum und die Kolonisierung fördert. Dies könnte die höhere Konzentration des Biofilms auf MP im Vergleich zu Glas erklären. Der Kliniker kennt dieses Phänomen bei Fremdkörperinfektionen im Zusammenhang mit Plastikkomponenten.

Die vorliegende Studie fördert und bestärkt daher unser Grundverständnis der Biofilmbildung und der Persistenz von Bakterien in Biofilmen und den damit verbundenen Möglichkeiten des Resistenzerwerbes. Darüber hinaus erweitert sie unseren Horizont hinsichtlich der potentiellen Bedrohung durch eine im wahrsten Sinne des Wortes unter dem Radar der Wahrnehmung schwimmenden, in der Summe aber riesigen Oberfläche kleinster Plastikteilchen (MP), auf denen Biofilmbildung und Resistenzentwicklung auch unter Einfluss subinhibitorischer Konzentrationen von Antibiotika möglich ist.

Den Autoren ist daher zuzustimmen, dass hier ein verstärktes Monitoring nötig ist. Vor allem sollte aber der Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt mit den zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten so weit wie möglich reduziert werden, nicht zuletzt um dem Biofilm die Nahrung zu entziehen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
05. Dezember 2025

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