Radiopraxis 2022; 15(03): 113-114
DOI: 10.1055/a-1892-9587
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CEUS hat bei der Untersuchung des Neugeborenengehirns viele Vorteile

Neonatale Hirnschäden steigern die Morbidität und Mortalität signifikant und können zu weitreichenden Entwicklungsverzögerungen führen. Die Standarddiagnostik besteht in der MRT, die aber nicht überall verfügbar, zeitaufwendig, teuer und für das Kind belastend ist. Als attraktive Alternative bezeichnen Squires et al. den kontrastverstärkten Ultraschall, der sich bei 26 Neugeborenen bewährte. Mit portablen Ultraschallgeräten findet die Untersuchung am Patientenbett statt, sie erfordert keine Sedierung und ist schnell erledigt. Der transfontanelle Ultraschall hat eine sehr gute räumliche Auflösung, aber die Sensitivität und Spezifität waren geringer als bei der MRT, die das Schädigungsausmaß besser definierte. Der kontrastverstärkte Ultraschall (CEUS) mit gasgefüllten Mikrobläschen (UCA) verbessert die diagnostische Performanz des Ultraschalls. Mit dem intravenös verabreichten Echoverstärker werden auch sehr kleine vaskuläre Strukturen zuverlässig dargestellt. Im Off-Label-Design wiesen Berichte die Machbarkeit des transfontanellen Microbubble-kontrastverstärkten Ultraschalls bei Neugeborenen nach. Endpunkte der prospektiven Studie von Squires et al. waren die Machbarkeit, Sicherheit und diagnostische Zuverlässigkeit mit der MRT als Referenzstandard. Beim CEUS wurde Schwefel-Hexafluorid-Lipid-Typ-A-Mikrobläschen-Kontrastmittel verwendet. 9 Jungen und 17 Mädchen waren 1–59 Tage alt (mean 15,2 Tage). In 6 Fällen bestand ein angeborener Herzfehler und/oder Rechts-Links-Gefäßshunt. Gewichtsbasiert wurden 0,2ml±0,1ml Kontrastmittel injiziert. Zwischen CEUS und MRT lagen durchschnittlich 22,1 Stunden. Die Untersuchungszeit des CEUS war deutlich geringer (21,1min vs. 74,2min; p<0,001). Vor, während oder 30min nach dem CEUS traten keinerlei Komplikationen auf. Dies galt auch für die herzkranken Kinder. 2 erfahrene Radiologen hatten hohe Übereinstimmungswerte für den Ultraschall und CEUS.

Mit der MRT als Referenzstandard hatten der Ultraschall und der CEUS mit dem Microbubble-Agens eine hohe Sensitivität und Spezifität. Der CEUS war auch bei spezifischen Diagnosen zuverlässig (jeweils Sensitivität und Spezifität):

  • insgesamt 93,3% und 100%,

  • Ventrikulomegalie 100% und 100%,

  • germinale Matrixblutung 75% und 86,4%,

  • subdurales Hämatom 33,3% und 100%,

  • intraparenchymale Blutung 50% und 100%,

  • akute/subakute Ischämie 87,5% und 100% sowie

  • chronische Ischämie 100% und 95,8%.

Alle Hämorrhagien, die weder im Ultraschall noch im CEUS erkannt wurden, befanden sich in der hinteren Schädelgrube. Bei übersehenen intraparenchymalen Blutungen handelte es sich um hämorrhagische Transformationen in ischämischen Arealen.

Fazit

Die Studie belegte die Sicherheit und den Nutzen des CEUS mit Mikrobläschen-Kontrastmittel. Die ausbleibende Sedierung, fehlende Belastung der Säuglinge z. B. durch Umlagerung und die große Zeitersparnis stachen hervor, wobei die Transportdauern zum MRT noch nicht einmal berücksichtigt

waren. Diagnostische Schwächen des CEUS fanden sich bei Blutungen. Erstmalig wurde aber auch eine Ventriculitis durch E. coli mit dem CEUS identifiziert. Die Ergebnisse einschränkend waren die kleine Gruppengröße und die subjektive Auswertung. In den USA fehlten breit verfügbare, quantifizierende Softwares für den CEUS, so die Autoren.

Dr. med. Susanne Krome, Melle



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Article published online:
27 September 2022

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