Klin Monbl Augenheilkd 2023; 240(11): 1246-1254
DOI: 10.1055/a-1830-0505
Klinische Studie

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Versorgungsqualität von therapienaiven PatientInnen mit neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration unter intravitrealer Aflibercept-Therapie

Article in several languages: deutsch | English
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
2   Augenheilkunde und Optometrie, Landesklinikum Mistelbach-Ganserndorf, Mistelbach, Österreich
,
Alexander Franchi
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
,
Katharina Frede
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
,
Julia Rettenwander
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
,
Tanja Rettenwander
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
,
Julia Neyer
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
,
Martin Stattin
3   Augenheilkunde und Optometrie, Wiener Gesundheitsverbund Klinik Landstraße, Wien, Österreich
,
Martina Kralinger
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
,
Claus Zehetner
1   Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Fragestellung Ziel dieser Studie war es, die Versorgungsqualität von therapienaiven PatientInnen mit neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD), die vor der Pandemie der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) eine intravitreale Aflibercept-Therapie erhielten, mit PatientInnen zu vergleichen, die während der Pandemie dieselbe Therapie erhielten.

Methode Es wurden von 297 therapienaiven PatientInnen u. a. die bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA) als Logarithmus des minimalen Auflösungswinkels (logMAR) und die anatomischen Ergebnisse bei Diagnosestellung und bei jeder Nachuntersuchung erfasst. Therapienaive PatientInnen, bei denen mindestens 24 Monate vor dem 1. pandemiebedingten Lockdown eine Therapie begonnen und die somit ausschließlich vor der Pandemie (n = 123) behandelt wurden, wurden mit PatientInnen verglichen, die innerhalb von 12 Monaten vor dem 1. Lockdown die Therapie starteten und somit während der Pandemie (n = 174) behandelt wurden. Es wurden beide Gruppen über einen Zeitraum von 2 Jahren beobachtet.

Resultate In der Gruppe, die vor der COVID-19-Pandemie behandelt wurde, blieb die Sehschärfe, verglichen zum Ausgangswert (0,58 ± 0,41 logMAR) bis zum Ende des Beobachtungszeitraums (0,54 ± 0,34 logMAR) stabil (p = 0,228). Der BCVA von PatientInnen, die während der COVID-19-Pandemie behandelt wurden, verschlechterte sich von 0,56 ± 0,35 bei Therapiestart zu 0,79 ± 0,43 logMAR (p = 0,010) zum Ende des Beobachtungszeitraums. Im Vergleich zu den PatientInnen, die vor der COVID-19-Pandemie behandelt wurden, zeigte die Gruppe, die während der Pandemie behandelt wurde, eine signifikant schlechtere Sehschärfe nach 6 Monaten (p = 0,041), 12 Monaten (p = 0,040), 18 Monaten (p = 0,024), 21 Monaten (p = 0,035) sowie nach 24 Monaten (p = 0,004). Darüber hinaus erhielt die während der COVID-19-Pandemie behandelte Gruppe im 2. Behandlungsjahr im Vergleich zur Gruppe, die vor der COVID-19-Pandemie behandelt wurde, weniger Aflibercept-Injektionen (3,94 ± 1,9 vs. 3,30 ± 1,6; p = 0,007) und weniger Nachsorgeuntersuchungen (2,71 ± 1,2 vs. 2,16 ± 0,9; p < 0,001).

Schlussfolgerung PatientInnen mit nAMD, die während der COVID-19-Pandemie behandelt wurden, hatten eine signifikant schlechtere Visusentwicklung über einen Beobachtungszeitraum von 2 Jahren als PatientInnen, die vor der Pandemie behandelt wurden. Der erschwerte Zugang zur Versorgung könnte auf die Einschränkungen zurückzuführen sein, die aufgrund der COVID-19-Pandemie auferlegt wurden.



Publication History

Received: 10 February 2022

Accepted: 12 April 2022

Accepted Manuscript online:
20 April 2022

Article published online:
04 August 2022

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