Erfahrungsheilkunde 2022; 71(01): 54-55
DOI: 10.1055/a-1731-4890
Hufeland aktuell

Preisverleihung Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin 2021

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Preisverleihung 2021: Der Vorstand der Stiftung Ragnar Watteroth (l.) und Bürgermeister Jens Timm (r.) (Vorsitzender des Stiftungsrates) gratulieren der Arbeitsgruppe um Dr. Bettina Berger und Prof. Dr. David Martin. (Foto: Marion Laube/Hufelandgesellschaft)

Auch Menschen mit Typ-1-Diabetes können fasten. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass Fasten auch für diese Gruppe chronisch Erkrankter eine Option aus der Palette der Naturheilverfahren sein kann.

Ende November wurde im Rahmen der Stiftungsratssitzung der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung der mit 5000 Euro dotierte Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin an Frau Dr. Bettina Berger vergeben. Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe hat sie für eine besondere Zielgruppe, Menschen mit Typ-1-Diabetes, in einer Machbarkeitsstudie ein mehrtägiges Fasten erprobt [1].

Fasten – der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum – wird in zahlreichen Kulturen und Religionen praktiziert und ist aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken. Denn als therapeutische Intervention konnte eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Menschen mit Typ-1-Diabetes wird bisher vom Fasten abgeraten. Vor allem wird dies mit der komplizierten Steuerung des Insulin-Haushaltes begründet. Nur wenige Ärzt*innen sind bereit, Menschen mit Typ-1-Diabetes während des Fastens zu betreuen.

Dr. Bettina Berger und ihre Arbeitsgruppe haben hier einen ersten Schritt gewagt. Sie haben in einer Studie die Machbarkeit, die positiven Auswirkungen und auch fastenbedingte Nebenwirkungen untersucht. Dazu fasteten 20 Personen mit Diabetes und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. Das Buchinger-Fasten ist eine leitlinienbasierte multimodale Intervention und umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten wie Brühe, Gemüsesaft, Wasser und Tee auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeit. Selbstverständlich wurde die Insulindosierung an das Fasten angepasst und alle Werte regelmäßig kontrolliert.

Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die Blutzuckerwerte blieben überwiegend im Zielbereich, es gab keine schweren Hypo- oder Hyperglykämien. Signifikant verbessert haben sich sowohl direkt nach dem Fasten als auch in einer Nacherhebung das Gewicht und der BMI. In der qualitativen Befragung 4 Monate nach der Intervention konnten neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen im Diabetes-Management festgestellt werden: eine gesteigerte Flexibilität im Umgang mit Essensvorschriften und die Entwicklung der Fähigkeit zum intermittierenden Fasten.

Prof. Dr. med. Harald Matthes, Vorstand der Hufelandgesellschaft und Juryvorsitz, begründet die Auswahl wie folgt: „Die Jury hält diese Studie der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ-1-Diabetiker*innen; nunmehr ist deren Sicherheit und Nutzen gut belegt und sollte auf größere Patient*innenkollektive angewandt werden.“

Ragnar Watteroth, Stiftungsrat der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung betont: „Den Stiftern war es ein großes Anliegen, die komplementäre Medizin zu fördern. Mit der Vergabe dieses Forschungspreises, einem der wichtigsten Preise im Bereich Integrative Medizin, kommen wir dem Wunsch der Stifter nach. Und dass wir in diesem Jahr – bereits zum 15. Mal – nicht nur eine solch hochkarätige Forschungsarbeit auszeichnen dürfen, sondern auch noch eine der Patientengruppen im Mittelpunkt steht, die sonst wenig von Komplementärmedizin profitieren durfte, freut uns ganz besonders.“

Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.

Originalstudie Berger B et al. Seven-day fasting as a multimodal complex intervention for adults with type 1 diabetes: Feasibility, benefit and safety in a controlled pilot study. Nutrition 2021; 86: 111169

WIR ZEICHNEN FORSCHUNG AUS – DER HOLZSCHUH-PREIS FÜR KOMPLEMENTÄRMEDIZIN 2022

Seit 15 Jahren vergibt die Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung gemeinsam mit der Hufelandgesellschaft den Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin. Mit zahlreichen anspruchsvollen und innovativen Arbeiten und einer großen Spannbreite an Themen ist der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin einer der bedeutendsten Forschungspreise auf diesem Gebiet.

Auch 2022 vergeben wir den mit 5000 € dotierten Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin. Eingereicht werden können Arbeiten, die sich in besonderem Maße Themen und Fragestellungen aus dem Bereich Naturheilkunde und Komplementärmedizin widmen. Die Arbeiten können allen wissenschaftlichen Fachrichtungen entstammen, z. B. Grundlagenforschung, der klinischen Anwendung und der epidemiologisch-sozialmedizinischen Forschung.

Einsendeschluss: 31. März 2022

Weitere Informationen finden Sie unter www.hufelandgesellschaft.de/holzschuhpreis

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin. Der Beschluss der Jury ist unanfechtbar. Der Rechtsweg bleibt ausgeschlossen.

Für Rückfragen: Marion Laube, Tel. 030 28099320, E-Mail: info@hufelandgesellschaft.de

Weitere Informationen

Hufelandgesellschaft e.V.

www.hufelandgesellschaft.de



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Article published online:
23 February 2022

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