Aktuelle Kardiologie 2022; 11(01): 47-54
DOI: 10.1055/a-1692-1070
Kurzübersicht

Geschlechtsunterschiede bei Herzinsuffizienz – Behandlung und Prognose

Sex-related Differences in Heart Failure – Treatment and Prognosis
Christiane E. Angermann
1   Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland
,
Birgit Aßmus
2   Kardiologie-Angiologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Gießen, Deutschland
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Zusammenfassung

Weltweit sind bei Frauen kardiovaskuläre Erkrankungen die Haupttodesursache. Bei Ätiologie, Epidemiologie, Pathophysiologie, Symptomatik und Komorbiditäten der Herzinsuffizienz (HI) sowie bei Wirkungen und Nebenwirkungen von Therapiemaßnahmen und der Prognose gibt es relevante Geschlechtsunterschiede. Trotzdem sind in klinischen Studien Frauen als Teilnehmerinnen bzw. in der Studienleitung unterrepräsentiert. Sekundäre Analysen aus Therapiestudien legen Geschlechtsunterschiede bei Wirksamkeit, Nebenwirkungsprofil und optimaler Dosierung von Medikamenten und beim Nutzen von Device-Therapien nahe. Prospektive Studiendesigns mit dem Ziel, Geschlechtsunterschiede zu herauszuarbeiten, gibt es kaum, und Leitlinienempfehlungen sind meist geschlechtsneutral. Dieser Übersichtsartikel beschreibt Unterschiede bei Behandlungseffekten, Verfügbarkeit von Therapien und Krankheitsprognose, beleuchtet Wissenslücken und zeigt, wo Handlungsbedarf besteht, um die Situation von Frauen mit HI zu verbessern.

Abstract

Cardiovascular diseases are the leading causes of death among women worldwide. In heart failure (HF), there are sex-related differences in aetiologies, epidemiology, pathophysiology, clinical manifestation, comorbidity profile and effects and side effects of treatments, and prognosis of differs between men and women. Yet, women continue to be underrepresented in treatment trials, both as participants and trial leaders. Sex-related analyses of pharmacological and device trials indicate that efficacy, side effects and optimal medication dosages as well as benefits from devices may differ between sexes, but studies with the primary goal to address sex differences are lacking, and even recent guidelines provide mostly “unisex” recommendations. This review article outlines sex-related differences in treatment response, access to health care and clinical outcomes, highlights knowledge gaps, and indicates where unmet clinical needs must be addressed to improve the situation of women with HF.

Was ist wichtig?

Geschlechtsunterschiede in Pathophysiologie, Risiken, Symptomen und Phänotyp der HI werden zu wenig beachtet. Frauen sind dadurch in der Gesundheitsfürsorge benachteiligt. Die neuesten ESC-Leitlinien geben geschlechtsneutrale Empfehlungen, sie basieren auf Studiendaten überwiegend von Männern. Ob und wie Dosierungen von Pharmaka und Indikation Device-basierter Therapien für Frauen angepasst werden sollten, muss dringend weiter geklärt werden. Geschlechtsspezifische Leitlinien könnten sinnvoll sein, um die Therapie der HI bei Frauen zu optimieren.



Publication History

Article published online:
09 February 2022

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