PSYCH up2date 2022; 16(05): 401-417
DOI: 10.1055/a-1646-5607
Affektive Störungen

Pharmakotherapie bipolarer Störungen

Jan Engelmann
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
,
David P. Herzog
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
,
Marianne B. Müller
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
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Neben Psychotherapie und soziotherapeutischen Interventionen nimmt die psychopharmakologische Behandlung eine wichtige Stellung in der Behandlung der bipolaren Störung ein. Meist ist über die Therapie akuter depressiver und manischer Episoden eine dauerhafte Phasenprophylaxe zur längerfristigen Stabilisierung und Erhaltung des psychosozialen Funktionsniveaus notwendig. Dieser Beitrag fasst die aktuelle Evidenz der Pharmakotherapie unter Berücksichtigung der 2019 revidierten S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen“ [1] zusammen.

Kernaussagen
  • In der ICD-11 wird bereits bei einmaliger Manie die Diagnose einer bipolaren Störung gestellt. Zusätzlich wird diagnostisch zwischen der Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung unterschieden.

  • Die medikamentöse Therapie der bipolaren Störung gliedert sich in die Akuttherapie von Manie und bipolarer Depression sowie in die Phasenprophylaxe.

  • Die Akuttherapie der Manie gestaltet sich aufgrund der oft fehlenden Krankheitseinsicht schwierig; zum Einsatz kommen Lithium, Valproat und Antipsychotika der 2. Generation.

  • Bei der Akuttherapie der bipolaren Depression soll Quetiapin eingesetzt werden (Empfehlungsgrad A).

  • Antidepressiva sollten bei bipolaren Störungen zurückhaltend, so kurz wie möglich und unter dem Schutz einer Phasenprophylaxe eingesetzt werden.

  • Lithium ist weiterhin der Goldstandard in der phasenprophylaktischen Behandlung.

  • Allgemein gilt, dass die Monotherapie einer Kombinationstherapie vorzuziehen ist.

  • Die Datenlage für Therapieresistenz ist eingeschränkt, es kommen vor allem Lamotrigin und verschiedene Kombinationstherapien infrage. Auch die EKT kann in bestimmten Fällen erwogen werden.



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Article published online:
09 September 2022

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