Frauenheilkunde up2date 2023; 17(01): 85-105
DOI: 10.1055/a-1631-3649
Geburtshilfe und Perinatalmedizin

Adipositas und Schwangerschaft – Herausforderung im klinischen Alltag

Alexandra Sophia Geffroy
,
Julia von Schell
,
Ingolf Juhasz-Böss
,
Julia Meschede

Adipositas ist weltweit ein zunehmendes Problem, das klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte im Alltag vor Herausforderungen stellt. Somit kommen auch in der Betreuung adipöser Schwangerer zusätzlich zur üblichen Vorsorge weitere Empfehlungen hinzu, die in der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) von 2019 zusammengefasst wurden. Entsprechend soll die Versorgung der adipösen Schwangeren so verbessert werden, dass Morbidität und Mortalität für Mutter und Kind reduziert werden können. [1]

Kernaussagen
  • Ab einem BMI von 30 kg/m2 liegt eine Adipositas vor, hiervon sind ca. 15% der Schwangeren betroffen, die eine intensivierte Vorsorge benötigen.

  • Ein Screening auf Gestationsdiabetes sollte bei Adipositas zusätzlich zur Abklärung in der 24.–28. SSW auch im 1. Trimenon erfolgen.

  • Bei adipösen Schwangeren wird ein gehäuftes Auftreten nicht chromosomal bedingter fetaler Fehlbildungen beobachtet.

  • Die Ultraschalldiagnostik ist bei Adipositas in vielen Fällen eingeschränkt. Durch Wiederholung der Untersuchung kann versucht werden, die Organdiagnostik zu vervollständigen.

  • Ab einem BMI > 35kg/m2 sollte bis zu 16+0. SSW mit einer ASS-Prophylaxe (150 mg pro Tag) zur Reduktion des Präeklampsierisikos begonnen werden.

  • Proportional zum BMI erhöht sich die neonatale Mortalität. Das IUFT-Risiko ist bei Adipositas erhöht, insbesondere bei Terminüberschreitungen.

  • Adipöse Patientinnen nach vorausgegangener Sectio sowie Schwangere mit einem BMI > 35 kg/m2 sollten in einem Perinatalzentrum entbinden.

  • Adipöse Patientinnen benötigen häufiger eine Geburtseinleitung, die Geburt dauert häufig länger als bei Normalgewichtigen.

  • Aufgrund der erhöhten intra- und postoperativen Komplikationsrate der Sectio bei adipösen Patientinnen (Wundheilungsstörungen, Verlegung auf Intensivstation) können bei Fehlen anderer Pathologien längere Geburtsverläufe toleriert werden, um eine vaginale Entbindung anzustreben.

1 Die beiden erstgenannten Autorinnen haben zu gleichen Teilen mitgewirkt.




Publication History

Article published online:
13 February 2023

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