Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2021; 31(04): 231
DOI: 10.1055/a-1538-5126
Aktuelles

Leserbrief zum Artikel von Reißhauer A, Liebl ME, Lemhöfer C. RehaInnovativen – Impulse für die Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation. Phys Med Rehab Kuror 2021; 31: 158–160

10.1055/a-1503-3029

In the above-mentioned article, the name of an author was sspelled. The correct Spelling is: Huanzhen Chen

Dieser Werkstattbericht mit den aufgezeigten Themenfeldern ist sehr zu begrüßen, weil er einige Defizite in diesem Bereich aufdeckt. Jedoch wurde ein ganz wichtiges Themenfeld völlig vergessen, welches in zunehmendem Maße in den letzten Jahren ein völlig unzureichenden Zugang für Betroffenen zu Rehabilitationsleistungen ermöglich als Folge unzureichender Beherrschung der Problematik. Dies sollte als separater Problembereich dringend aufgenommen werden, weil in diesem Artikel sehr einseitig das Akutkrankenhaus in die Betrachtung einbezogen wurde.

Es handelt sich um den Bereich ambulanter privatrechtlicher Operationszentren (Tageskliniken), vor allen im Bereich der Orthopädie/Traumatologie. Der zunehmende Transfer von operativen Leistungen in solche ambulanten Operationszentren mit völlig fehlenden sozialmedizinischem Leistungsansatz (keine Einstellung eines Sozialarbeiters und unzureichende Qualifizierung der Ärzte für rehabilitative sozialmedizinische Fragestellungen) führt dazu, dass ambulant operierte Patienten selbst mit zunehmender Endoprothetik-Versorgung keine AHB-Anträge gestellt bekommen.

Diese Patienten stellen sich postoperativ am 4./5. Tag erneut in der Einrichtung oder dem Überweiser vor und bekommen einen Reha-Antrag gestellt und keinen AHB-Antrag. Diese Fälle häufen sich seit Mitte letzten Jahres massiv.

Ein Fallbeispiel

Diagnose Patient Herr M.:

  • Re-Ruptur vorderes Kreuzband mit Seitenbandanriss und Meniskuszerreißung

  • Unfall Mitte April

  • Operation ambulant erfolgt zwei Tage später

  • ambulant Wiedervorstellung einen Tag später beim Nachsorgearzt und Stellen eines Rehaantrages (kein AHB-Antrag durch operative Einrichtung).

  • Mitte Juni Bearbeitungsbeginn DRV

  • Zusage der DRV an den Patienten weitere 11 Tage später

  • vermutlicher Rehabeginn (Heilverfahren) August 2021 (da AHB Verfahren priorisiert werden).

Solche Antragsverläufe mit fehlender AHB-Beantragung durch die operative leistungserbringende Einrichtung sind derzeit das größte Defizit in der rehabilitativen Versorgung von Akutpatienten. Vor allen die Krankenkassen wurden darüber bereits informiert, sehen aber keine Handlungsmöglichkeit gegenüber diesen operativen ambulanten Zentren. Ich würde diesen Problembereich in der Priorisierung ganz nach oben stellen und in die Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation integrieren.

Prof. Dr. med. E. J. Seidel, MSc
Leitender Arzt Ambulantes Rehabilitationszentrum

FA für Sportmedizin/Manuelle Medizin/Physikalische Therapie, Balneologie und Medizinische Klimatologie/MSc Geriatrie/Spez. Schmerztherapie/Naturheilverfahren



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Article published online:
16 September 2021

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