MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2021; 25(03): 111
DOI: 10.1055/a-1516-7100
Forschung kompakt

Kapselrelease: letzte Option bei Frozen Shoulder

Contributor(s):
Sebastian Klien

Die Autorinnen und Autoren verglichen in ihrer Studie 3 Interventionen: die Narkosemobilisation, das arthroskopische Kapselrelease und eine physiotherapeutische Frühbehandlung, jeweils begleitet von Steroidinjektionen. Sie rekrutierten zwischen April 2015 und Dezember 2017 in 35 Krankenhäusern in UK 503 Patientinnen und Patienten mit diagnostizierter einseitiger Frozen Shoulder. Die betroffene Schulter musste eine reduzierte glenohumerale Außenrotation von mindestens 50 % aufweisen.

Die Teilnehmer/-innen wurden nach dem Zufallsprinzip (2:2:1) einer von 3 Therapieformen zugeordnet: Manipulation unter Anästhesie, arthroskopisches Kapselrelease oder physiotherapeutische strukturierte Frühbehandlung. Bei der Narkosemanipulation bearbeitete ein Chirurg die betroffene Schulter manuell, um sie aufzudehnen und die eingeschränkte Kapsel zu zerrreißen, während der Patient unter Vollnarkose war, ergänzt durch eine Steroidinjektion. Das arthroskopische Kapselrelease wurde auch unter Vollnarkose durchgeführt und beinhaltete die chirurgische Teilung der kontrahierten vorderen Kapsel, gefolgt von Manipulation und optionaler Steroidinjektion. Auf beide Interventionen folgte jeweils eine physiotherapeutische Behandlung. Die physiotherapeutische Frühbehandlung beinhaltete Mobilisierungstechniken und ein abgestuftes Heimübungsprogramm, ergänzt durch eine Steroidinjektion. Sowohl die physiotherapeutische Frühbehandlung als auch die Physiotherapie nach der Manipulation/dem Release umfasste 12 Sitzungen über 12 Wochen.

Nach 12 Monaten wurde das Ergebnis mittels des Oxford Shoulder Score (OSS) analysiert und ausgewertet.

Keine der 3 Interventionen war den anderen überlegen und alle wiesen eine deutliche Verbesserung im OSS auf. Das arthroskopische Kapselrelease hatte den geringsten Nachbehandlungsaufwand, aber auch das höchste Risiko (8 schwerwiegende Nebenwirkungen), und war am kostenintensivsten. Die Narkosemanipulation war am kostengünstigsten, hatte aber eine längere Wartezeit für die Patienten als die physiotherapeutische Intervention. Die physiotherapeutische Frühintervention hatte die geringste Wartezeit für die Patienten, jedoch den höchsten Behandlungsaufwand.

Aufgrund dieser Ergebnisse schlägt die Forschergruppe vor, dass Kliniker/-innen im Rahmen der gemeinsamen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) ihren Patientinnen und Patienten das arthroskopische Kapselrelease als letzte Option empfehlen sollten.

Sebastian Klien



Publication History

Article published online:
19 July 2021

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