Psychiatrie – Schwer erreichbare Klienten

Die Autoren dieses Werks stammen aus der Sozialen Arbeit und beschreiben darin deutlich, was „Hard to reach“-Klienten kennzeichnet. Darunter versteht man „schwierige“ Klienten, welche sich in komplexen psychosozialen und existenziellen Problemlagen befinden. Dies kann beispielsweise eine psychische Erkrankung oder Wohnungslosigkeit sein. Sie zeigen herausfordernde Verhaltensweisen und haben keine oder nur wenig erkennbare Motivation für professionelle Unterstützung. Die beruflichen Erfahrungen mit dieser Klientel werden arbeitsfeldunabhängig und professionsübergreifend gemacht, etwa als Ergotherapeutin oder in der Sozialen Arbeit. Menschen, die multiproblembelastet sind und häufig nur schwer erreicht werden, benötigen institutionsübergreifende, personenzentrierte Hilfe der unterschiedlichen Professionen. Insofern bringt dieses Buch definitiv auch für Ergotherapeuten in psychosozialen und gemeindenahen Settings einen Wissenszuwachs.

Das Werk betrachtet die Klientel zunächst anhand der unterschiedlichen Arbeitsfelder wie Erziehungshilfe, Suchthilfe und die Arbeit mit psychisch erkrankten oder wohnungslosen Menschen, sowie die entsprechenden Forschungserkenntnisse. Der zweite Teil beschäftigt sich mit spezifischen Handlungsmethoden und Interventionen, wie die Versorgungssituation und die psychosoziale Arbeit mit der Zielgruppe verbessert werden können.

Der Bezug zur Praxis ist durch Fallbeispiele gegeben. Die Autoren streben einen Perspektivwechsel an, weg von der Konzentrierung auf personenbezogene Einschränkungen und Zuschreibungen. Stattdessen sollen individuelle Ressourcen und Kompetenzen betrachtet werden. Eine dazugehörige Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen sowie dem Menschenrecht von Freiheit und Selbstbestimmung findet statt und lädt ein, die eigene Einstellung und das professionelle Handeln zu hinterfragen.

Nicole Kaldewei, Ergotherapeutin BScOT, MA Soziale Arbeit und Dozentin an der Zuyd Hogeschool (NL), praktisch tätig mit Hard-to-reach-Klientel

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Article published online:
01 July 2021