Z Orthop Unfall 2021; 159(02): 131-132
DOI: 10.1055/a-1387-9989
Orthopädie und Unfallchirurgie aktuell

Weiterbildung Orthopädie-Unfallchirurgie: Kommen konservative Aspekte zu kurz?

Dominanz chirurgischer Verfahren in Lehre und Praxis

2005 wurden die beiden Fachbereiche Orthopädie und Unfallchirurgie fusioniert. Dadurch sind die Lehrinhalte und die zu erlernenden Kompetenzen, bei gleichbleibender Weiterbildungszeit (6 Jahre), signifikant gestiegen. Obwohl Teile der Weiterbildung in orthopädischen Praxen mit Weiterbildungsermächtigung oder Reha-Kliniken absolviert werden können, wird die Mehrzahl der Assistenzärzte in der Orthopädie-Unfallchirurgie in großen Kliniken ausgebildet. Daher ist die Ausbildung oft einseitig operativ ausgerichtet. Krankenhäuser der Maximalversorgung behandeln oft die schwierigen und komplizierten „Kolibri-Eingriffe“, die eine sehr spezialisierte Therapie bedürfen. Nichtoperative Behandlungsmöglichkeiten werden gar nicht oder nur in einem sehr abgespeckten Umfang aktiv gelehrt. Wer im konservativen Bereich zusätzlich Kompetenzen erlernen möchte, wie z. B. physio- und ergotherapeutische sowie orthopädietechnische und physikalische (z. B. Kälte-Wärme-Therapie) Behandlungsmöglichkeiten, der muss fakultativ in Eigeninitiative Weiterbildungsangebote suchen und teilweise auch selbst finanzieren. Wie auch beim DKOU 2019 diskutiert, muss kritisch hinterfragt werden, ob nicht alle Ärzte in Weiterbildung in der Orthopädie-Unfallchirurgie aktuell ausreichend für den ambulanten Bereich und die umfassende Diagnostik und Behandlung von gängigen orthopädischen Krankheitsbildern vorbereitet werden. Ziel der Weiterbildung muss daher sein, die verschiedenen konservativen und operativen Verfahren zu erlernen und in der Diagnostik und Behandlung zum Wohle des Patienten anzuwenden.

„Der Stellenwert der konservativen Orthopädie kommt in der Ausbildung zum Arzt der Orthopädie-Unfallchirurgie leider deutlich zu kurz. Es ist zu wünschen, dass die Nachwuchs-Orthopäden und Unfallchirurgen zukünftig mit Begeisterung über die vielfältigen Möglichkeiten auch außerhalb des Operationsraums informiert und weitergebildet werden.“F. R., Arzt in Weiterbildung



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Article published online:
26 March 2021

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