PPH 2021; 27(02): 56-57
DOI: 10.1055/a-1334-8786
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Virtuelle Angebote zur Suchtbehandlung

Georg Thieme Verlag

Welche digitalen Möglichkeiten international bereits genutzt werden, um Menschen mit Suchtkrankheiten zu behandeln, schildert ein Experte in der Fachzeitschrift „Suchttherapie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2020). Menschen mit einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit werden in Zukunft seltener einzeln oder in Gruppen einem Therapeuten gegenübersitzen, sondern sich mehr in sozialen Netzwerken treffen und sich am Computer mit ihrer Sucht auseinandersetzen, so der Trend. Beispielsweise können sich Schüler in Australien kostenlos in einer „Climate School“ anmelden. Dort lernen sie, wie sie in ihrem privaten Umfeld Drogen- und Alkoholmissbrauch vermeiden können. Doch Online-Ansätze werden mittlerweile nicht nur zur Prävention eingesetzt, sondern auch zur Früherkennung von Suchtproblemen und deren Behandlung. Auf den Internet-Portalen „E-CHUG“ und „E-TOKE“ lernen jüngere Menschen in Kanada ihren Alkohol- und Marihuana-Konsum einzuschätzen, um zu erkennen, wann sie professionelle Hilfe benötigen.

Zwei Ansätze, die in der Entwicklung digitaler Angebote eine Rolle spielen, sind das sogenannte „Gamification“ und „Tailoring“. Gamification setzt auf spielerische Elemente, um Therapien besonders für jüngere Menschen spannender und befriedigender zu gestalten. Beim Tailoring werden Nachrichten und Inhalte auf den jeweiligen Nutzer individuell zugeschnitten und vermitteln eine persönliche Ansprache. Beide Elemente seien bei der Übertragung von Therapien ins Digitale wichtig, um den Verlust des menschlichen Faktors auszugleichen, erklärt der Autor des Artikels, Professor Dr. med. Michael Krausz von der University of British Columbia in Vancouver. In Deutschland gebe es bislang kaum vergleichbare Angebote, so der Experte. Abschließend wendet er sich deshalb an Entscheidungsträger hierzulande und warnt davor, die internationale Entwicklung zu ignorieren. Es gehe nicht mehr um die Frage ob, sondern wie und wann virtuelle Behandlungsansätze einen zentralen Platz in der Suchtbehandlung einnehmen. Dafür müssten jetzt entsprechende Versorgungsstrukturen aufgebaut werden.



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Article published online:
22 March 2021

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