Frauenheilkunde up2date 2022; 16(01): 41-55
DOI: 10.1055/a-1333-0082
Geburtshilfe und Perinatalmedizin

Management von Zervixdysplasien und Zervixkarzinom in der Schwangerschaft

Tanja N. Fehm
1   Frauenklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
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Pauline Wimberger
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Erich Franz Solomayer
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Matthias W. Beckmann
› Author Affiliations

Ein relevanter Anteil von Zervixkarzinomen wird in der Schwangerschaft beim zytologischen Krebsabstrich im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge diagnostiziert. Dieser Beitrag zeigt, welche Behandlungskonzepte – in Abhängigkeit vom Schwangerschaftsalter und Tumorstadium – für diese Patientinnen bestehen. Zusätzlich wird auch auf das Management der Zervixdysplasien in der Schwangerschaft, die bedeutend häufiger vorkommen, eingegangen.

Kernaussagen
  • Jeder auffällige PAP-Abstrich sollte in der Schwangerschaft abgeklärt werden.

  • Eine PE der Zervix kann zur Abklärung auffälliger zytologischer Befunde in der Schwangerschaft jederzeit durchgeführt werden.

  • Konisationen sollten aufgrund der Blutungsgefahr in der 14.–20. SSW erfolgen.

  • Bis zur 22. SSW kann ein operatives Lymphknotenstaging per LSK in der Regel ohne Komplikationen durchgeführt werden.

  • Neben der gynäkologischen Untersuchung, Kolposkopie, vaginalem Ultraschall und Nierenultraschall kann ein MRT des Beckens (ohne Gadolinium) zur besseren Beurteilung der Tumorausdehnung erfolgen.

  • Das Management der Zervixkarzinoms hängt im Wesentlichen vom Schwangerschaftsalter, Tumorstadium, Lymphknotenbefall und dem Wunsch nach Schwangerschaftserhalt ab.

  • Jede Patientin sollte in einem interdisziplinären Tumorboard unter Hinzunahme des geburtshilflichen Teams vorgestellt und beraten werden.

  • Bei mikroinvasiven Stadien kann unter engmaschigen kolposkopischen Kontrollen die Therapie bis zur Reife des Kindes verzögert werden (delayed treatment).

  • Bei makroinvasiven Stadien ist eine neoadjuvante Chemotherapie zur Prolongation der Schwangerschaft sinnvoll.

  • Eine neoadjuvante Chemotherapie ist wegen der Organogenese erst ab dem 2. Trimenon möglich.

  • Bevorzugt verwendet man im Rahmen der neoadjuvanten Chemotherapie Platinsalze und Paclitaxel.

  • Der bevorzugte Geburtsmodus zur Vermeidung einer lymphogenen und hämatogenen Dissemination sowie zur Vermeidung von Blutungskomplikationen ist die Sectio.

  • Die Prognose des Zervixkarzinoms wird durch die Schwangerschaft nicht verschlechtert.



Publication History

Article published online:
15 February 2022

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