CNE Pflegemanagement 2020; 07(06): 11
DOI: 10.1055/a-1289-4569
Schwerpunkt
Führung und Burn-Out

„Führen heißt, Vorbild sein“

Frau Rogy, wieviel Wahrheit steckt in der Redewendung: „Der Fisch stinkt vom Kopf“?

Das Sprichwort ist sehr treffend. Vorgesetzte haben – im positiven und im negativen Sinne – enorme Vorbildwirkung auf die MitarbeiterInnen. Sie können durch ihre Handlungen, ihre Einstellung und ihre Werte die MitarbeiterInnen stark beeinflussen. Ein Grundsatz ist: Was ich erwarte, das muss ich auch vorleben. Das fängt bei Kleinigkeiten an, etwa: Wenn ich Termine kurzfristig verschiebe, dann kann ich nicht erwarten, dass andere Fristen einhalten. Oder, wenn ich von meinen MitarbeiterInnen eine positive, wertschätzende Haltung erwarte, dann muss ich dies auch selbst vorleben.

Herr Ebner beschreibt das PERMA-Lead-Führungsverhalten – was heißt das in der Praxis?

Es bedeutet, andere zu inspirieren, dasBeste aus den Mitarbeitern herauszuholen, sich auf die Stärken zu fokussieren, Potenziale zu erkennen, diese zu entwickeln und Erfolge sichtbar zu machen. Der erste Schritt ist sich mit sich selbst zu beschäftigen, die eigenen Stärken zu kennen und diese einzusetzen.

Sie sind neu als Pflegedirektorin in Wien. Wie gehen Sie jetzt vor? Tradierte Strukturen warten wahrscheinlich nicht unbedingt auf Stärkenorientierung …

Das kann schon herausfordernd sein, ist aber machbar. Man darf die Organisation nicht überfordern und kann einzelne Elemente von PERMA gut in den Alltag integrieren. Beispielsweise: Blumen als Dankeschön für MitarbeiterInnen. Oder Erfolge sichtbar machen, indem man Besprechungen startet mit: „Was ist in jedem Bereich Gutes gelungen?“. Zudem versuche ich durch Fortbildungen und Literatur für das Thema zu begeistern.

Ich gehe davon aus, dass Sie nicht alle Führungskräfte damit abholen. Was dann?

PERMA Lead ist kein Muss, es ist ein Angebot. Wenn ich selbst meine Führungskräfte anhand ihrer Stärken einsetze, ist es für sie erlebbar, dass die Arbeit plötzlich zu mehr Freude und Zufriedenheit führt. Manchmal kommt es auch vor, dass ich MitarbeiterInnen woanders einsetze, weil ihre Stärken eben nicht in der Führung liegen – für die Betroffenen ist das häufig eine Entlastung.

Apropos Stärken, der Stationsalltag ist ja recht starr. Wie soll man da Pflegende entsprechend ihrer Stärken einsetzen?

Aufgrund der Vielfältigkeit das gut möglich. Es muss natürlich das fachliche Wissen bei allen vorhanden sein. Es gibt aber auch viele Spezialisierungen. Wenn etwa eine Mitarbeiterin gute pädagogische Fähigkeiten hat, kann sie als Praxisanleiterin arbeiten oder andere, die gerne wissenschaftlich arbeiten widmen sich zu einem Teil dem evidence based nursing. . Man kann sicher für jeden etwas finden, wodurch er oder sie aufblüht! Simone Schwarz

Zur Person
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Elisabeth Rogy, MSc ist Pflegedirektorin am Rudolfinerhaus in Wien. Die 34-Jährige brennt schon seit ihrer Ausbildung für die Pflege und gibt diesen Enthusiamus an Ihre Mitarbeiter/innen weiter. Positive Leadership ist für sie eine Grundvoraussetzung, um als Führungskraft erfolgreich zu sein.



Publication History

Article published online:
24 November 2020

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