Der Klinikarzt 2020; 49(07/08): 335-341
DOI: 10.1055/a-1240-8583
Schwerpunkt
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PSA-Screening: Sinnvoll oder Geldvernichtung?

Ein aktueller Überblick
Peter Hammerer
1   Klinik für Urologie und Uroonkologie, Städtisches Klinikum Braunschweig, Braunschweig
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Publication Date:
28 August 2020 (online)

ZUSAMMENFASSUNG

In Deutschland kommen derzeit 2 Früherkennungsverfahren für Prostatakrebserkrankungen zum Einsatz: die digital-rektale Untersuchung (DRU) und der Bluttest zur Messung von PSA. Während die DRU im gesetzlichen Früherkennungsangebot für Männer ab 45 Jahren enthalten ist und somit erstattet wird, steht der PSA-Test ausschließlich als individuelle Gesundheitsleistung zur Verfügung.

PSA ist ein Eiweiß, welches in der Prostata gebildet und in die Samenflüssigkeit abgegeben wird. Ein erhöhter PSA-Wert im Serum kann auf eine Prostatakrebserkrankung hinweisen, kann aber auch durch andere Ursachen wie eine Entzündung der Prostata oder Blase oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata bedingt sein. Üblicherweise wird der PSA-Wert mit anderen klinischen Parametern kombiniert, um so eine Risikoabschätzung für eine Prostatakrebserkrankung zu ermöglichen.

Das IQWIG hat aktuell ein Gutachten zum Thema Prostatakrebsscreening mittels PSA-Test erstellt, das Fazit lautete: „Das Prostatakarzinomscreening mittels PSA-Test schadet deutlich mehr Männern durch Überdiagnosen als es Männern nutzt. Daher wird zusammenfassend festgestellt, dass der Nutzen des Prostatakarzinomscreenings mittels PSA-Test den Schaden nicht aufwiegt.“

Viele Fachgesellschaften haben diese Bewertung kritisiert, da diese dazu führen könne, dass Männer Früherkennungsuntersuchungen eher vermeiden und in der Konsequenz langjährige Belastungen durch Metastasen, lokale Symptome und Behandlungsfolgen durch Chemotherapien sowie die Mortalität zukünftig stark zunehmen können.

Fazit: Der PSA-Test kann Männer davor bewahren, an Prostatakrebs zu versterben. Allerdings sollten neben dem PSA-Wert klinische Parameter in die Bewertung mit einbezogen werden. Das Risiko eines alleinigen PSA-Testes ist die geringe Spezifität und die dadurch bedingte Verunsicherung und mögliche Überbehandlung.