NOTARZT 2020; 36(05): 253-256
DOI: 10.1055/a-1225-6450
Notfall-Pharmakologie

Die Bedeutung von Thiamin (Vitamin B1) in der Notfallmedizin

Karl Peter Ittner
1   Lehr- und Forschungseinheit Pharmakologie (Leiter: Prof. Dr. K. P. Ittner), Fakultät für Medizin der Universität Regensburg
6   Klinik für Anästhesiologie (Direktor: Prof. Dr. B. M. Graf, MSc.), Universitätsklinikum Regensburg
,
Norbert Wodarz
2   Zentrum für Suchtmedizin (Zentrumsleitung: Prof. Dr. N. Wodarz, Chefarzt), Bezirksklinikum Regensburg
,
Matthias Lubnow
3   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II (Direktor: Prof. Dr. L. Meier), Universitätsklinikum Regensburg
,
Felix Schlachetzki
4   Zentrum für Vaskuläre Neurologie und Intensivmedizin (Zentrumsleitung: Prof. Dr. F. Schlachetzki), Bezirksklinikum Regensburg
,
Markus Zimmermann
5   Interdisziplinäre Notaufnahme (Leiter: Priv.-Doz. Dr. M. Zimmermann), Universitätsklinikum Regensburg
,
Dirk Lunz
6   Klinik für Anästhesiologie (Direktor: Prof. Dr. B. M. Graf, MSc.), Universitätsklinikum Regensburg
› Author Affiliations

Ohne Thiamin (Vitamin B1) funktioniert biochemisch kein glukoseabhängiger Citratzyklus, die ATP-Produktion ist empfindlich gestört. Daraus resultiert pathophysiologisch eine intrazelluläre Azidose. Viele Zellen können auf Fett als biochemischen Treibstoff für den Citratzyklus umstellen, Gehirn und Nervenzellen aber nicht. Schlimmstenfalls resultiert daraus ein Wernicke-Korsakow-Syndrom. Das bedeutet notärztlich pragmatisch, dass eine Glukosetherapie bei einem Patienten ohne Thiaminreserven das Gehirn biochemisch/physiologisch beschädigt. Somit muss in allen notfallmedizinischen Situationen mit unklaren Bewusstseinsstörungen (Delir, Koma …) und fraglichen Ernährungsstörungen 100 mg Thiamin mit/vor Glukose i. v. gegeben werden.



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Article published online:
12 October 2020

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