Verleihung der Uehlinger-Medaille an Herrn Prof. Dr. Dieter Felsenberg

Die DGO verleiht die Erwin-Uehlinger-Medaille alle zwei Jahre für besondere Verdienste auf dem Gebiet der theoretischen oder klinischen Osteologie in Wissenschaft und Praxis.

Prof. Dr. med. Erwin Uehlinger (1890–1980) war Ordinarius für Pathologie an der Universität Zürich von 1953 bis 1970. Das breite Spektrum seines wissenschaftlichen Arbeitsgebietes umfasste Skelett-Dysplasien, systemische Knochenerkrankungen und Knochentumoren. Erwin Uehlinger bezog in seine wissenschaftliche Arbeit auch immer die Sicht des Klinikers mit ein. Aus diesem Grund entwickelte er enge Kontakte zu Radiologen, Orthopäden, Endokrinologen, Pädiatern und anderen klinisch tätigen Kollegen. Mit der Erwin-Uehlinger-Medaille soll die Erinnerung an einen im weitesten Sinne prägenden Wissenschaftler und Nestor der Osteologie lebendig erhalten werden.

In diesem Jahr 2020 beschloss der Vorstand der DGO, Prof. Dieter Felsenberg die Uehlinger-Medaille für seine Verdienste um die Osteologie zu verleihen. Die Medaille sollte ursprünglich auf dem Kongress Osteologie 2020 in Salzburg in einem kleinen Festakt verliehen werden. Die Corona-Krise hat das verhindert. Dem Vorstand der DGO war es sehr wichtig, die Medaille an Dieter Felsenberg persönlich zu übergeben. Der derzeitige Präsident Prof. Dr. Hans-Christof Schober und der vorgesehene Laudator Prof. Franz Jakob haben am Freitag, dem 3. Juli, nachmittags Herr Prof. Felsenberg in Berlin besucht und ihm die Uehlinger-Medaille persönlich übergeben. Herr Prof. Schober ging in seiner kleinen Ansprache auf die eindrucksvolle wissenschaftliche Leistung von Dieter Felsenberg ein.

Herr Prof. Felsenberg entwickelte die noch „junge“ Disziplin der Osteologie in Deutschland und international innovativ und kreativ mit. Exemplarisch: die Grenzwerte für das QCT, die Studien zur Häufigkeit von Wirbelkörperfrakturen, das In-den-Vordergrund-Rücken der Muskulatur, die Muskel-Knochen-Workshops im November in Berlin, immer intensiv, diskursiv und freudvoll.

Abb.1 Prof. Dr. Dieter Felsenberg – sein Porträt im Lauf der Jahrzehnte.

Prof. Jakob präsentierte die Laudatio auf einem tragbaren Computer und ging darin besonders auch auf die Persönlichkeit Dieter Felsenbergs ein. Dieter Felsenberg ist in den 60ern groß geworden und wie jeder Mensch von „seiner“ Zeit geprägt worden. Entgegen manchen politischen Äußerungen, die nur negative Ereignisse und Folgen der 60er-Jahre beschreiben, hat Dieter Felsenberg in seinem Leben die positiven Werte umgesetzt, die in dieser Zeit ebenfalls geprägt wurden. Da nahmen sich junge Menschen das Recht auf Kritik, Opposition und Diskussion und gingen gegen autoritäre Strukturen vor. Die Entwicklung der Fähigkeit zur Kritik und zur Selbstkritik hat Dieter Felsenberg mit dem Willen zur Übernahme von Verantwortung verbunden. Auf diese Weise ist er vielen KollegInnen und jungen WissenchaftlerInnen zum Vorbild geworden. Martin Luther Kings „I have a dream“, ein starkes Motiv der 60er-Jahre, hat er in der Scientific Community umgesetzt, er hat seine Ideen unermüdlich und mit viel Energie verfolgt. Er hat gezeigt, dass man Träume umsetzen kann, und er stand dafür. Auch für diese Eigenschaft fand Prof. Jakob ein Motiv aus den 60ern: Bob Dylans Lied „Like a Rolling Stone“. Dieter Felsenberg – nomen est omen – ist vielen ein Fels in der Brandung gewesen, aber passend zum Lied ist er ein Fels, der kein Moos ansetzt, weil er immer weiter vorwärts rollt. Die Persönlichkeit Dieter Felsenbergs hat einige Dekaden der Osteologie geprägt und uns allen viel gegeben. Dabei sind seine wissenschaftlichen Leistungen national und international herausragend. Mit welchen Maßen des „Impact“ man sie auch misst, es ergeben sich Zahlen, die seine Bedeutung im Fach widerspiegeln.

In diesem Sinne ist die Verleihung der Uehlinger-Medaille durch die Deutsche Gesellschaft für Osteologie Ausdruck der Anerkennung und des Dankes für eine verdiente Persönlichkeit.

Für die Deutsche Gesellschaft für Osteologie

Prof. Dr. Hans-Christof Schober, Präsident

Prof. Dr. Heide Siggelkow, Past-Präsidentin

Prof. Dr. Franz Jakob, Laudator

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Article published online:
17 September 2020