ergopraxis 2020; 13(10): 1
DOI: 10.1055/a-1207-2504
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Erst Trainer, dann Berater, jetzt Anwalt

Michael Schiewack
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Publication Date:
06 October 2020 (online)

Ich bin lange genug im Beruf, dass mich die Frage nach unserem Tun nicht mehr aufregt. Im Gegenteil. Während ich erläutere, begebe ich mich gerne in die Selbstreflexion. Dabei merke ich, wie sehr sich meine therapeutische Rolle über die Jahre verändert hat: Anfangs war ich eine Art Trainer, der mit Klienten Neues probiert und geübt hat. Zwischenzeitlich war ich Berater für Eltern, Angehörige und Pädagogen. Aktuell sehe ich mich vor allem als Anwalt meiner Klienten. Ich nehme ihre Aufträge wahr und überlege mit ihnen, wie wir zum Ziel gelangen können.

„Seine Fähigkeiten und seine Position zu überdenken kann ein Gewinn für alle sein.“

Mit meiner Expertise versuche ich, kurze und effektive Wege aufzuzeigen, wie sich der Therapieprozess erfolgreich gestalten lässt. Manchmal kommt es zu Vergleichen mit Erkrankungsverläufen oder Lebensumständen. Meine Aufgabe hier: das Gesicht der Klienten wahren und es ihnen trotz widriger Umstände ermöglichen, selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen und den Kompromiss nicht als Niederlage wahrzunehmen. Manchmal muss man auch für sie kämpfen – mit Wissen und Durchsetzungsvermögen. Etwa, um die gewünschte Schulform besuchen zu dürfen oder notwendige Hilfestellungen zu erhalten.

Auch das Ausüben unseres Berufs ist eine Art Prozess, in dem wir unsere Fähigkeiten schärfen oder erweitern. Unsere Position zu überdenken kann immer ein Gewinn für uns und für Klienten sein. Welche Rolle füllen Sie am liebsten aus?

Ihr

Michael Schiewack