Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(05): 480-483
DOI: 10.1055/a-1124-8908
GebFra Magazin
Aktuell diskutiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Zur Geburt ein Magenmittel“ [1] – ein Lehrstück

„Sola dosis facit venenum“ („Nur die Dosis macht das Gift“), Philippus Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493 – 1541)
Anton Scharl
,
Michael Abou-Dakn
,
Sven Kehl
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Publication History

Publication Date:
18 May 2020 (online)

Der Fall

„Ärzte verwenden umstrittenes Medikament in der Geburtshilfe“ [2], titelten „investigative“ Journalisten der Süddeutschen Zeitung am 11. Februar 2020. Die TV-Medien wie Bayerischer Rundfunk, ARD und ZDF sekundierten [3]. Die Pressebeiträge kritisierten die Verwendung von Cytotec® 200 µg zur Einleitung in der Geburtshilfe. Dieser Gebrauch eines nicht zugelassenen Medikaments habe zu einer unbekannten Zahl von mütterlichen und kindlichen Todesfällen geführt und sei zudem für die Geburt von schwerstbehinderten Kindern verantwortlich. Pathophysiologisch wurden dafür unphysiologisch starke Wehen („Wehensturm“) verantwortlich gemacht, welche zu maternaler Uterusruptur und fetalem Sauerstoffmangel geführt hätten.