Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2021; 56(03): 186-199
DOI: 10.1055/a-1114-4509
Topthema

Perioperatives Management: vom OP in den Aufwachraum/auf die Station

Perioperative Management: From the Operating Room to Postanesthesia Care Unit/to the Normal Ward
Christoph Martin

Zusammenfassung

Die postoperative Phase hat in der modernen operativen Medizin bei zunehmendem operativem Spektrum an komplex vorerkrankten Patienten eine wachsende Bedeutung. Das räumliche Korrelat ist der Aufwachraum – seine personelle und räumliche Struktur muss ein Mindestmaß erfüllen und den vorliegenden operativen Strukturen gerecht werden. Gute interdisziplinäre und interprofessionelle Kommunikation sowie eine gesunde Fehlermeldekultur sind essenziell.

Abstract

The early postoperative period is of increasing importance in modern operative medicine with a continuously increasing surgical spectrum and patients with increasingly complex comorbidities. Even with optimal preoperative evaluation and intraoperative care, postoperative complications are not uncommon. The fastest possible diagnosis, including possible differential diagnoses and any combined disorders, is essential in order to initiate the indicated therapeutic measures. The spatial correlate of the postoperative phase is the post-anaesthesia care unit (PACU). The qualification of the medical staff and spatial structure must meet the recommended minimum and must be in line with the existing operational structures. Good interdisciplinary and interprofessional communication reduces the loss of information and a good error reporting culture helps to reduce critical incidents.

Kernaussagen
  • Die postoperative Überwachungsphase ist ein unverzichtbares Bindeglied zwischen intraoperativer Versorgung und postoperativer Therapie auf Normalstation.

  • Die Überwachung und Therapie von Vitalfunktionen und Komfortstörungen sowie die frühestmögliche Antizipation von auftretenden Problemen sind zentrale Aufgaben im Aufwachraum.

  • Die räumlichen und personellen Voraussetzungen müssen dem allgemeinen Mindeststandard und den lokalen Gegebenheiten gerecht werden.

  • Übelkeit und Erbrechen sowie respiratorische Störungen repräsentieren mehr als die Hälfte der therapiebedürftigen postoperativen Ereignisse.

  • Die neuromuskuläre Restblockade ist weiterhin ein häufiges, jedoch vermeidbares Ereignis in der postoperativen Phase, dem bei gravierenden Komplikationen exzellente Präventions- und Therapiestrategien gegenüberstehen.

  • Postoperative Störungen des Herz-Kreislauf-Systems sind vielschichtig (u. a. Blutdruckentgleisungen, Herzrhythmusstörungen, myokardiale Ischämie) und erfordern nach einer Ersttherapie häufig eine interdisziplinäre Mitbeurteilung.

  • Zerebrale Funktionsstörungen treten postoperativ in Form von sehr unterschiedlichen Erkrankungen mit oftmals identischer klinischer Symptomatik auf. Zeitnahe (bildgebende) Diagnostik und Therapie sind angezeigt, um z. B. im Falle einer zerebralen Ischämie den Schaden zu begrenzen.

  • Auch nicht vital bedrohliche Zustände wie Harnverhalt, Schmerzen und Shivering bedürfen einer zeitnahen Versorgung, um Früh- und Spätfolgen verhindern bzw. reduzieren zu können.

  • Eine moderne Fehlermeldekultur beinhaltet die kritische und konstruktive Aufarbeitung sämtlicher Zwischenfälle. Das CIRS bietet die Möglichkeit, anonym und niederschwellig Beinahezwischenfälle zu melden und durch deren Analyse die Patientensicherheit stetig zu verbessern.



Publication History

Article published online:
16 March 2021

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