Z Gastroenterol 2020; 58(01): 91
DOI: 10.1055/a-1086-0383
Der bng informiert
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Neuerungen bei der Darmkrebsvorsorge seit 1.7.2019

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Publication Date:
13 January 2020 (online)

Am 1.7.2019 änderte sich die Darmkrebsvorsorge in Deutschland. Krankenkassen wurden verpflichtet, ihre (50- bis 65-jährigen) Mitglieder alle fünf Jahre schriftlich über die Darmkrebsvorsorge zu informieren und sie zur Beteiligung an der Darmkrebsvorsorge einzuladen. Schon seit Mitte April 2019 können Männer mit 50 Jahren eine Vorsorgekoloskopie erhalten.

Der Berufsverband niedergelassener Gastroenterologen (bng) hat über eine online-Befragung seiner Mitglieder (Mitte November bis 12. Dezember 2019) eruiert, welche Auswirkung diese Modifikationen hin zu einem organisierten Darmkrebs-Screening auf die Versorgungslandschaft in der Praxis haben.

254 Praxen, ca. 25 % der Mitglieder, beteiligten sich an der Umfrage. 66.5 % der Befragten stellten eine Zunahme der Nachfrage nach Vorsorge-Koloskopien seit dem 1.7.2019 fest, 33.5 % verneinten diese Frage. 56 % der Patienten berichten, dass die Krankenkasse sie angeschrieben hat. Nur 19 % der Kollegen fragen aktiv diesbezüglich nach. 57 % der Kollegen haben den Eindruck, dass jetzt mehr Männer zur Vorsorge gehen, 79 % berichten, dass sie nun bis zu 15 % der Männer im Alter von 50 bis 55 Jahren untersuchen.

Seit 2012 können Patienten zur 2. Vorsorge-Koloskopie (10 Jahre nach der ersten Vorsorge) kommen. Bei 40 % der Kollegen nimmt der Anteil der 2. Vorsorge jetzt bis zu 15 % der Vorsorgeuntersuchungen ein. Seit 2017 hat der iFOBT den gFOBT ersetzt. Seit dieser Zeit beobachten 83 % der Kollegen mehr Koloskopien nach pos. iFOBT, wobei 60 % der Patienten von Gynäkologen und 32 % von Hausärzten überwiesen werden. Offensichtlich scheint aber eine Fehlallokation des Stuhltestes zu bestehen, denn 70 % der Gastroenterologen sind der Auffassung, dass der Stuhltest nicht immer und 23,5 % häufig nicht leitliniengerecht eingesetzt wird.

79 % der Befragten beantworteten die Fragen aufgrund „ihres Gefühls“, 21 % hatten ihre Praxisabrechnung zur Beantwortung der Fragen gezielt konsultiert. Diese Gruppe dokumentiert, dass im 3. und 4. Quartal 2019 bisher der Anteil der Vorsorge-Koloskopien um 14.% zugenommen hat, während der Anteil der Abklärungskoloskopien mit –1.9 % relativ konstant geblieben ist. Insgesamt zeigt diese erste Befragung im bng, dass das Einladungsverfahren bei Bürgern und Untersuchern „angekommen ist“. Bezüglich der leitliniengerechten Umsetzung des iFOBT bedarf es noch weiterer Aufklärung.

Wir danken bng-Verbandsmanager Rudolf Loibl für die online-Umsetzung und Auswertung der Befragung.

Dr. Dietrich Hüppe und Dr. Jens Aschenbeck (Sprecher der Fachgruppe Kolorektales Karzinom im bng)