physiopraxis 2020; 18(02): 44-49
DOI: 10.1055/a-1071-0179
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Publication Date:
13 February 2020 (online)

„Bezugstherapeuten“ koordinieren Heil- und Hilfsmittelleistungen – Projekt für Schlaganfallnachsorge

Nach einem Schlaganfall werden viele Personen ambulant versorgt. Daran beteiligt sind meist viele Berufsgruppen: Ärzte, Therapeuten, Sanitätshausmitarbeiter, Pflegekräfte usw. Einen Überblick zu behalten, fällt oft schwer. Deshalb haben der Schlaganfall-Ring und der Hausärzteverband aus Schleswig-Holstein im Herbst 2019 das Projekt „Bezugstherapeuten“ initiiert. Dabei können sich Physio- , Ergotherapeuten und Logopäden weiterbilden, um gemeinsam mit ihren Patienten Heil- und Hilfsmittelleistungen zu koordinieren und Therapieziele festzulegen. Das heißt zum Beispiel, dass Therapeut und Patient zusammen entscheiden, welche Therapien in welcher Frequenz sinnvoll sind oder welche Hilfsmittel dringend nötig wären, um den Alltag zu bewältigen. Alle an der ambulanten Versorgung beteiligten Professionen legen gemeinsam mit den Patienten und wenn möglich in Absprache mit Bezugspersonen bzw. Angehörigen ein smartes Teilhabeziel fest.

Bei der bisherigen kostenlosen Ausbildung zum Bezugstherapeuten, die im Herbst letzten Jahres stattfand, standen Themen wie Sozialrecht, Kommunikation, Konfliktmanagement und evidenzbasierte Therapie auf dem Unterrichtsplan. Mittelpunkt war die „Teilhabeorientierte Neurorehabilitation“ mit der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) und dem Top-down-Ansatz.

Mittlerweile sind die ersten Bezugstherapeuten in Schleswig-Holstein im Einsatz. Finanziert wird das deutschlandweit einzigartige Projekt über drei Jahre aus dem Versorgungssicherungsfonds des Landes mit knapp 260.000 Euro. Initiator ist Jürgen Langemeyer, der selbst einen Schlaganfall erlitten hat; das Curriculum für die Ausbildung entwickelten Physiotherapeutin Claudia Pott und Professor Erwin Scherfer. Für die wissenschaftliche Begleitung ist das Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität in Kiel verantwortlich. Weil die Projektmittel aktuell in die Implementierungsphase investiert werden, sind weitere Schulungen derzeit nicht vorgesehen. Kostenträger und Politik haben signalisiert, dass sie das Konzept nach erfolgreicher Evaluation gerne in die Regelversorgung überführen möchten. Mehr Informationen zum Projekt erhalten Interessierte unter www.schlaganfall-ring.de/projekt-bezugstherapeuten.

mru