Frauenheilkunde up2date 2020; 14(06): 555-574
DOI: 10.1055/a-1065-8086
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Kinderwunsch bei Müller-Gang-Fehlbildungen – Diagnostik und Therapie

Katharina Rall
,
Andrina Kölle
,
Sara Brucker

Die Prävalenz genitaler Fehlbildungen liegt in der allgemeinen Bevölkerung bei 3,0 – 6,7%, bei über 7% bei Sterilitätspatientinnen und bei ca. 17% bei Patientinnen mit habituellen Aborten [1], [2]. Es resultieren bei uteriner Fehlbildung signifikant höhere Abortraten, Einstellungsanomalien, vorzeitige Plazentalösung, intrauterine Wachstumsrestriktion, Frühgeburtlichkeit, operative Entbindung, Plazentaretention und fetale Mortalität.

Kernaussagen
  • Die Prävalenz genitaler Fehlbildungen liegt in der allgemeinen Bevölkerung bei 3,0 – 6,7%, bei 7% bei Sterilitätspatientinnen und am höchsten mit ca. 17% bei Patientinnen mit habituellen Aborten.

  • Eine optimale Klassifikation für Müller-Gang-Fehlbildungen ist noch nicht gefunden, aktuell sollte die ESGE-/ESHRE-Klassifikation angewandt werden.

  • Die 2-D transvaginale Sonografie dient der Detektion, die 3-D-Sonografie der Differenzierung von Müllergangfehlbildungen.

  • Im Vergleich zum MRT ist die 3-D-Sonografie gleichwertig bis überlegen.

  • Assoziierte Nierenfehlbildungen kommen gehäuft vor und sollten präoperativ ausgeschlossen werden.

  • Bei uteriner Fehlbildung resultieren signifikant höhere Abortraten, Einstellungsanomalien, vorzeitige Plazentalösung, intrauterine Wachstumsrestriktion, Frühgeburtlichkeit, operative Entbindung, Plazentaretention und fetale Mortalität.

  • Die operative Therapie uteriner Fehlbildungen sollte in Abhängigkeit von der reproduktionsmedizinischen Anamnese und der Art der Fehlbildung indiziert werden.

  • Die Therapie komplexer Fehlbildungen muss an spezialisierten Zentren erfolgen.

  • Über die Effektivität der meisten operativen Therapien kann keine endgültige Aussage getroffen werden, da randomisierte Studien fehlen.

  • Größere randomisiert-kontrollierte Multicenterstudien sind wünschenswert, um Effektivität und reproduktives Outcome der Therapien zu untersuchen.



Publication History

Article published online:
07 December 2020

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