Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2020; 55(01): 54-58
DOI: 10.1055/a-1014-8181
Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Narkoseführung bei Elektrochemotherapie

Anaesthesia in Electrochemotherapy
Christian Volberg
,
Martin Gschnell
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Publication Date:
22 January 2020 (online)

Zusammenfassung

Die Elektrochemotherapie (ECT) ist ein Verfahren zur Symptomkontrolle bei inoperablen oder exulcerierenden Hautmetastasen oder -karzinomen. Mit Hilfe der Elektroporation wird eine Wirkverstärkung des verabreichten Chemotherapeutikum, Bleomycin oder Cisplatin, erreicht und eine lokale Reduktion der Metastasen, bei gleichzeitig geringer systemischer Belastung, hervorgerufen. Man kann die ECT in Lokal-, Regional- oder Allgemeinanästhesie durchführen, wobei sich die Form der Anästhesie nach der Anzahl und Ausdehnung der Metastasen, sowie der betroffenen Körperstelle richtet. Bei der Allgemeinanästhesie sind einige Besonderheiten zu beachten. Um einer Lungenschädigung durch Bleomycin vorzubeugen, muss der Patient mit einem geringen FiO2 (< 0,3), oder am besten mit Raumluft, beatmet werden. Zur Vermeidung von Medikamenteninteraktionen und postoperativen Schmerzen wird die Allgemeinanästhesie als TIVA in tiefer Relaxierung durchgeführt. Das Anästhesieteam sollte Kenntnis über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen bei Applikation von Chemotherapeutika haben und Kontraindikationen für die Durchführung einer Narkose bei ECT bereits im Vorfeld erkennen.

Die Elektrochemotherapie (ECT) ist ein relativ neuartiges Verfahren in der Behandlung palliativer Patienten mit kutanen Metastasen diverser Primärtumoren – vor allem Mammakarzinome, maligne Melanome und Lymphome [1]. Die Behandlung wird zumeist in Vollnarkose durchgeführt und es gilt, einige Besonderheiten bei der Narkoseführung zu beachten. Dafür soll dieser Übersichtsartikel die notwendigen Grundlagen vermitteln.

Abstract

Electrochemotherapy (ECT) is a symptom control method for inoperable or exulcerating cutaneous metastases or skin cancer. With the help of electroporation, an enhancement of the efficacy of the administered chemotherapeutic agent, bleomycin or cisplatin, is achieved, which leads to a local reduction of the metastases and thereby has a low impact on the systemic health.

ECT can be performed under local, regional or general anaesthesia, whereby the form of anaesthesia depends on the number and extent of the metastases as well as the affected body site. For general anaesthesia, there are some special aspects to consider. To prevent lung damage from bleomycin, the patient has to be ventilated with a low FiO2 (< 0.3), or preferably with room air. To avoid drug interactions and postoperative pain, general anaesthesia is performed as TIVA in deep relaxation. The anaesthesia team should be aware of the necessary precautions when applying chemotherapeutic agents and should recognize contraindications to performing anaesthesia in ECT in advance.

Kernaussagen
  • Die Elektrochemotherapie (ECT) eignet sich zur Symptomkontrolle bei Patienten mit ausgedehnter kutaner Metastasierung oder inoperablen Primärtumoren.

  • Die Wirkweise der ECT beruht auf der Elektroporation.

  • Das Verfahren orientiert sich an dem standardisierten ESOPE-Protokoll. Als Zytostatika werden entweder Bleomycin (i. v. oder i. t.) oder Cisplatin (i. t.) eingesetzt.

  • Das Narkoseverfahren richtet sich nach der Anzahl und Ausdehnung der Metastasen.

  • Bei Allgemeinanästhesie sollte die Narkoseführung als TIVA stattfinden.

  • Bleomycin kann Lungenfibrosen hervorrufen; die FiO2 sollte so niedrig wie möglich gehalten werden (max. 30%).

  • Schwangere Anästhesistinnen dürfen aufgrund der Applikation von Zytostatika nicht an der Narkoseführung teilnehmen.