Informationen aus Orthodontie & Kieferorthopädie 2019; 51(04): 235-237
DOI: 10.1055/a-0995-6334
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auswirkungen verschiedener Analgetika auf den Gehalt an Prostaglandin E2 bei kieferorthopädischen Zahnbewegungen

Britta A. Jung
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Publication Date:
03 December 2019 (online)

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Tuncer Z, Polat-Ozsoy O, Demirbilek M et al. Effects of various analgesics on the level of prostaglandin E2 during orthodontic tooth movement. Eur J Orthod 2014; 36: 268–274

Schmerzsensationen treten typischerweise in den ersten Tagen nach dem Eingliedern festsitzender Apparaturen auf. Allerdings unterliegt die Schmerzempfindung einer großen interindividuellen Variabilität.

Die gängigsten Methoden zur Schmerzkontrolle bestehen in der Gabe von systemischen Analgetika. Hierbei unterscheidet man typischerweise zwischen nichtselektiven (Cox-1/-2 Hemmer) und selektiven (Cox-2 Hemmer) nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAP). Gebräuchliche Wirkstoffklassen der nichtselektiven NSAR sind Arylpropionsäurederivate (Ibuprofen, Fluriprofen) und Arylessigsäurederivate (Diclofenac). Bekannte Wirkstoffklassen der selektiven Cox-2 Hemmer sind Etoricoxib und Celecoxib.

Die Arbeitsgruppe Tuncer [1] et al. untersuchte im Rahmen einer vergleichenden prospektiven randomisierten, Doppelblind- und plazebokontrollierten Studie den analgetischen Effekt der beiden Wirkstoffe Ibuprofen und Acetaminophen in der Nivellierungsphase von orthodontischen Behandlungen.

Material und Methoden

48 Patienten wurden dazu auf 3 Gruppen randomisiert verteilt: Gruppe A bestand aus n=17 Patienten (durchschnittliches Alter: 14,66 Jahre), die den Wirkstoff Ibuprofen (Dosis: 400mg) erhielten. Gruppe B erhielt mit n=15 Patienten (durchschnittliches Alter: 14,34 Jahre) den Wirkstoff Acetaminophen (Dosis: 500mg) und Gruppe C erhielt ein Placebo (n=16 Patienten, durchschnittliches Alter: 14,5 Jahre). In allen Gruppen wurde der betreffende Wirkstoff in Tablettenform jeweils 1 Stunde vor dem kieferorthopädischen Termin und jeweils 6 Stunden nach Bebänderung und Bekleben einer klassisch festsitzenden Multibandbracketapparatur im Oberkiefer verabreicht. Alle Patienten wurden angewiesen keine zusätzlichen Analgetika während der Studie einzunehmen.

Mithilfe der visuellen Analogskala (VAS) wurde die Schmerzintensität der Patienten vor und unmittelbar nach der Applikation der Multibandbracketapparatur sowie im Verlauf von 4 Tagen (nach dem ersten, zweiten, dritten und siebten Tag) gemessen.

Mittels Filterpapierstreifen-Methode (Perio-paper, In Oraflow, NewYork, USA) wurden zusätzlich Proben der gingivalen Sulkusflüssigkeit mesial und distobukkal der beiden oberen Eckzähne entnommen. Die Menge der gingivalen Sulkusflüssigkeit wurde mittels Periotron 8000 (Oraflow, New York, USA) bestimmt. Die Analyse der Prostaglandin-E2-Level erfolgte mittels ELISA jeweils zu den angegebenen Untersuchungszeitpunkten.


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Ergebnisse

Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass die Schmerzsensation innerhalb des ersten Tages nach Einligieren des Drahtbogens bei allen Patienten am größten war. Im Vergleich zu Acetaminophen und dem Placebo zeigte Ibuprofen zu diesem Zeitpunkt die bessere Schmerzlinderung (p<0,0011). Am zweiten Tag war die Schmerzintensität für beide Wirkstoff-Gruppen ähnlich, die Placebo-Gruppe jedoch zeigte im Vergleich zu Tag 1 eine fast unveränderte Schmerzintensität (p<0,0011). Im Gegensatz zur Placebo-Gruppe (p<0,0011) zeigten Ibuprofen und Acetaminophen ab dem dritten Tag keine relevanten Unterschiede in der Schmerzlinderung.

Die Gruppen Ibuprofen und Acetaminophen zeigten zwar teilweise im Vergleich zum Placebo geringere Prostaglandin-E2-Level, jedoch waren die Unterschiede zu den Untersuchungszeitpunkten nicht signifikant. Ein positiver Zusammenhang zwischen der Schmerzintensität und den Prostaglandin-E2-Level konnte zu keinem Zeitpunkt nachgewiesen werden.


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