Handchirurgie Scan 2019; 08(04): 233
DOI: 10.1055/a-0993-3174
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Handchirurgie Scan – Aktuelle Publikationen für Sie gescannt

Michael Schädel-Höpfner
,
Michael Sauerbier
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 December 2019 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

zum Jahresende können wir Ihnen wieder eine reichhaltige Ausgabe der Handchirurgie Scan präsentieren – mit wissenswerten, innovativen, kontroversen und durchaus unterhaltsamen Inhalten. Wie stets freuen wir uns, wenn Sie durch das Lesen Anregung, Information, Bestätigung oder auch Widerspruch finden. In diesem Sinne sind wir auch im neuen Jahr gerne für Sie da.

In der Rubrik Diskussion finden sich Veröffentlichungen, die Ihre besondere Aufmerksamkeit verdienen. Die winkelstabile palmare Plattenosteosynthese hat sich für die Behandlung distaler Radiusfrakturen inzwischen durchgesetzt. Die Komplikationsrate dieses Verfahrens wurde nun in einer systematischen Literaturanalyse untersucht. Trotz einer ansehnlichen Datenbasis erweist sich die Methodik der Studie als problematisch, sodass die Schlussfolgerung, das Osteosyntheseverfahren sei relativ komplikationsarm, nicht ausreichend belegt bleibt. Immerhin kommt eine randomisierte Studie unter Vergleich der winkelstabilen palmaren Plattenosteosynthese mit der konservativen Therapie für ältere Patienten zu dem Schluss, dass die Operation zu einer besseren Funktion führt. Dadurch wird die Auffassung gestützt, dass auch diese Patientengruppe von der operativen Formwiederherstellung des distalen Radius profitiert. Angesichts solcher Erkenntnisse verwundert es, dass französische Handchirurgen bei artikulären Mehrteilefrakturen den distalen Radius durch eine Hemiprothese ersetzt haben. Die Ergebnisse waren allerdings wie erwartet unbefriedigend, sodass die Technik nicht zur Nachahmung empfohlen wird. In einer anderen Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen Beschwerden und der relativen Länge der Ulna beim ulnokarpalen Impaction-Syndrom untersucht und im Ergebnis auf die Bedeutung dynamischer Messverfahren hingewiesen, jedoch auch hier bei unzureichender Methodik. Die weiterhin nicht überzeugenden Ergebnisse der zahlreichen Verfahren zur skapholunären Bandrekonstruktion bei chronischer Instabilität haben zur Erprobung einer neuen, aufwändigen Tenodese-Technik geführt, welche bei genauer Betrachtung viele Fragen offen lässt. Interessant, und in einer kleinen Fallserie bei Jugendlichen erfolgreich durchgeführt, ist die Technik der Implantation eines alleinigen gefäßgestielten Periostlappens ohne Knochentransplantation bei Skaphoidpseudarthrose. Hingewiesen sei auch auf die guten Ergebnisse der Kapitatumverkürzung bei Lunatumnekrose und Ulna-Neutralvarianz.

Unter den zahlreichen Publikationen, die in der Rubrik Aktuell für Sie referiert wurden, möchten wir auf eine Arbeit verweisen, die einen Grundsatz unserer handchirurgischen Praxis infrage stellt. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden 30 Publikationen ausgewertet und keine ausreichende Evidenz dafür gefunden, dass Nervennähte an Fingern tatsächlich zu besseren Ergebnissen führen als die Spontanheilung.

Bitte informieren Sie sich auch anhand unserer informativen CME-Beiträge über die Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms sowie die Technik der Wide Awake Local Anesthesia no Tourniquet (WALANT).

Wir wünschen Ihnen eine spannende und unterhaltsame Lektüre der neuen Ausgabe von Handchirurgie Scan.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Herausgeber
Prof. Dr. med. Michael Schädel-Höpfner
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Michael Sauerbier

Zoom Image
Prof. Dr. med. Michael Schädel-Höpfner
Zoom Image
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Michael Sauerbier