Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(04): 170-171
DOI: 10.1055/a-0986-8596
Forschung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tinospora crispa – Booraphed

Thailändische Heilpflanzen im Kurzporträt
Josef Burri
1   Langnau am Albis
,
Bernhard Uehleke
2   Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
19 September 2019 (online)

Tinospora crispa (L.) Miers ex Hook. f. & Thomson [Abb. 1] gehört zur Familie der Menispermaceae (Mondsamengewächse). Die Kletterpflanze wächst in Regenwäldern sowie Laubmischwäldern Südostasiens und Afrikas. In Thailand wird sie auch ihrer großen Bedeutung in der Volksmedizin wegen kultiviert. Verwendung finden vor allem die lianenartigen Stämme und die Blätter, wobei die männlichen Pflanzen den größeren therapeutischen Nutzen bringen sollen als die weiblichen. Tinospora crispa gibt den Spürnasen unter den Ethnomedizinern und ihren Zuträgern einige Rätsel auf.

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Abb. 1 Tinospora crispa – Stämmchen und Blätter werden in ganz Südostasien medizinisch genutzt. Foto: Josef Burri

Die Pflanze ist über fast den ganzen südostasiatischen Raum in der Volksmedizin präsent, in Thailand beispielsweise auch bei den Tai Lü (Tai-Kadai-Familie, zu der die Siamesen gehören) und den Yao (Hmong-Mien-Gruppe), also über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Entsprechend lang ist die Liste der Indikationen: gegen hohes Fieber, als Durstlöscher, bei Sorgen und zu viel Nachdenken, bei zu hohem Blutzucker und Diabetes, bei Verdauungsbeschwerden, gegen frühes Ergrauen der Haare, gegen Bluthochdruck, Rheumatismus und Rückenschmerzen (Hexenschuss), bei den Lü auch gegen Gelbsucht und Syphilis. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die Pflanze soll vorzeitigem Altern vorbeugen und die geistige und körperliche Aktivität anregen.

In Thailand kommen die Abkochung des im Mörser zerriebenen Stämmchens (mit drei Teilen Wasser auf einen Teil einkochen, dann die Flüssigkeit abseihen) sowie wässrige Auszüge der Blätter zum Einsatz. Im Angebot sind auch Kapseln mit der pulverisierten getrockneten Pflanze. Wer die Bitterkeit nicht scheut, kann frische Blätter kauen. Manchmal finden sie als Tierfutter Verwendung, unter anderem für Kampfhähne. Wir denken an Sportlernahrung und Aufbaupräparate, wobei eine Wirkung von Tinospora crispa möglicherweise darauf beruht, dass die Bitterstoffe den Appetit anregen.

 
  • Literatur

  • 1 Ahmad W, Jantan I, Bukhari SN. Tinospora crispa (L.) Hook. f. & Thomson; A review of its ethnobotanical, phytochemical, and pharmacological aspects. Front Pharmacol 2016. 7; 59
  • 2 Klangjareonchai T, Roongpisuthipong C. The effect of Tinospora crispa on serum glucose and insulin levels in patients with type 2 diabetes mellitus. J Biomed Biotechnol 2012; 2012: 808762
  • 3 Sangsuwan C, Udompanthurak S, Vannasaeng S, Thamlikitkul V. Randomized controlled trial of Tinospora crispa for additional therapy in patients with type 2 diabetes mellitus. J Med Assoc Thai 2004; 87: 543-546
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  • 5 Cachet X, Langrand J, Riffault-Valois L. et al. Clerodane furanoditerpenoids as the probable cause of toxic hepatitis induced by Tinospora crispa . Sci Rep 2018; 8 (01) : 13520