Notaufnahme up2date 2020; 2(01): 75-92
DOI: 10.1055/a-0977-3745
Spezielle Notfälle
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Influenza

Frank Hanses

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist PD Dr. med. Frank Hanses, Regensburg.
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Publication Date:
14 January 2020 (online)

Influenza – eine ernsthafte, für bestimmte Patientengruppen sogar lebensbedrohliche, hochansteckende Virusinfektion. Während der „Grippesaison“ kann die Diagnose häufig aufgrund der Symptomatik gestellt werden. Welche weiteren diagnostischen Verfahren es gibt, welche Personen ein besonders hohes Komplikations- und Letalitätsrisiko haben und wie die Ansteckung verhindert bzw. die Erkrankung behandelt werden kann, beschreibt dieser Artikel.

Kernaussagen
  • Klinisch relevante Influenzaviren sind RNA-Viren der Gruppen Influenza A und B. Veränderungen entstehen durch hohe Mutationsrate, Neukombination des segmentierten Genoms (Influenza A) oder Übertragung bislang wenig humanpathogener, v. a. aviärer Stämme.

  • Die Influenza tritt in den gemäßigten Zonen in den Wintermonaten endemisch auf. Regelmäßig sind 5 – 20 % der Bevölkerung betroffen.

  • Die typischen Symptome bestehen aus Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Malaise, Husten und Halsschmerzen mit unterschiedlichen Verlaufsformen. Die typische Erkrankungsdauer liegt bei 5 – 7 Tagen, einzelne Symptome können jedoch deutlich länger persistieren.

  • Die häufigsten Komplikationen sind respiratorischer Natur, entweder primär Influenza-assoziiert, durch bakterielle Superinfektionen (Pneumonien) oder Exazerbation vorbestehender Lungenerkrankungen.

  • Der Nachweis einer Influenza aus Atemwegsmaterial sollte bei klinischer Konsequenz (Therapie, Isolation) angestrebt werden, den Beginn einer möglichen antiviralen Therapie jedoch nicht verzögern. Zum Nachweis bieten Nukleinsäure-basierte Verfahren die beste Sensitivität.

  • Zur spezifischen Therapie werden im Wesentlichen Neuraminidasehemmer eingesetzt. Der Einsatz bei Patienten mit unkompliziertem Verlauf bietet nur wenige klinische Vorteile, zeigt bei kompliziertem Verlauf jedoch einen Letalitätsvorteil bei Beginn bis 5 Tage nach Symptombeginn.

  • Die Übertragung erfolgt v. a. über Aerosole und Tröpfcheninfektion. Hygienemaßnahmen beinhalten deshalb wesentlich einen Mund-/Nasenschutz, strikte Basishygiene (Hände!) und Vermeidung von Übertragungen.

  • Wichtigster Ansatz zur Prävention ist die regelmäßige jährliche Impfung. Eine Impfindikation nach STIKO besteht nicht nur für gefährdete Patienten, sondern v. a. auch für medizinisches Personal, das als Infektionsquelle für betreute Risikopersonen infrage kommt.

  • Ähnliche Viren wie bei der Influenzapandemie vor fast 100 Jahren zirkulieren auch heute, und trotz medizinischer Fortschritte würde eine ähnliche Pandemie die akutmedizinischen Kapazitäten rasch an ihre Grenzen bringen.